Salzburger Nachrichten

Sonnen-WM und Nierlichs tragisches Ende

Die alpine Ski-WM 1991 in Saalbach-Hinterglem­m bleibt bis heute unvergesse­n.

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Die alpine Ski-WM 1991 blieb aus vielerlei Gründen unvergesse­n: Praktisch bis zur Eröffnung war sie wegen des zeitgleich begonnenen ersten Golfkriegs von einer möglichen Absage bedroht, und die Stimmung war angesichts des tragischen Todessturz­es des jungen Abfahrers Gernot Reinstadle­r in Wengen auf dem Tiefpunkt.

Doch die WM 1991 wurde kein Trauerspie­l, sondern blieb als ein selten zu erlebendes Skifest in Erinnerung. 14 Tage Traumwette­r über dem Glemmtal und dazu Sieger, die SkiGeschic­hte geschriebe­n haben.

Einer davon hieß Rudi Nierlich. Der 25Jährige aus St. Wolfgang war ein begnadeter Skifahrer („Vielleicht sogar der größte, den wir je hatten“, sagte Alpindirek­tor Hans Pum später), er war auch ein großer Schweiger und hatte scheinbar Nerven aus Stahl. „Wenn’s laaft, dann laaft’s“war sein Lebensmott­o, und im Februar 1991 ist es richtig gut für ihn gelaufen. Zur Heim-WM kam der amtierende Slalom- und Riesentorl­aufweltmei­ster als hoher Favorit. Im Riesentorl­auf sollte er tatsächlic­h zuschlagen. Doch es war kein „normaler“Lauf. Zwischen den Läufen fiel den FIS-Materialko­ntrolleure­n auf, dass an Nierlichs Rennanzug die vorgeschri­ebene Plombe fehlte, die bezeugen sollte, dass der Anzug in puncto Luftdurchl­ässigkeit regelkonfo­rm war. Es gab lange Diskussion­en, ob Nierlich im zweiten Lauf überhaupt starten durfte, nur an ihm ist das alles abgeprallt. Nach einer etwas zu verhaltene­n Fahrt wusste er, dass er im Finish alles riskieren musste – und für einen Moment schien alles vorbei: Nierlich kam kurz vor dem Ziel fast zu Sturz, lag schon im Schnee, kam auf und gewann das dritte Gold seiner viel zu kurzen Karriere.

Denn nur drei Monate später kam Nierlich bei einem Autounfall in seinem Heimatort ums Leben. Sein Vater Günter erinnerte sich später an den Moment, als er zur Unfallstel­le kam: „Rudi saß friedlich im Auto, hatte keine Verletzung, er blutete nicht. Er sah aus, als würde er schlafen.“Doch Nierlich hatte einen Genickbruc­h erlitten. Seinem Vater war es auch auf tragische Weise vorbehalte­n, seinem Sohn den letzten Dienst zu erweisen: in seiner Rolle als Totengräbe­r in St. Wolfgang.

Nur drei Jahre später sollte Ulli Maier, 1991 in Saalbach noch Super-G-Weltmeiste­rin, bei einem Abfahrtsre­nnen tödlich verunglück­en. Reinstadle­r, Nierlich, Maier – zu Beginn der Neunziger musste Österreich­s Skisport viel zu oft Trauer tragen.

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BILD: SN/WEREK PRESSEBILD­AGENTUR Rudi Nierlich gewann in Saalbach seinen dritten WM-Titel – und verunglück­te drei Monate später tödlich.

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