Ein Allrounder zelebrierte die Vielsaitigkeit
Der Salzburger Geiger Benjamin Schmid feierte seinen 50. Geburtstag in der Stiftung Mozarteum mit hochkarätigen Gästen.
SALZBURG. Eigentlich bestünde die Tätigkeit eines Geigers darin, Pferdeschwanz auf Darm zu pressen, dichtete Andreas Hofmeir. Wollte der Kult-Tubist damit die Kunst von Benjamin Schmid entzaubern? Dass sich der nunmehr 50-Jährige zu einer „alten Schachtel“– seiner 300jährigen „ex Viotti“-Geige – hingezogen fühlt, sei angesichts seiner hübschen Gattin auch seltsam.
Alles nicht ganz ernst gemeint: Hofmeirs bayerisch gefärbte Laudatio bildete am Donnerstag nach drei Stunden den offiziellen Schlusspunkt des Geburtstagskonzerts. Der Jubilar nutzte die „Carte Blanche“und präsentierte sich in all seinen Facetten. „Ich war immer neugierig“, erzählte Schmid dem Moderator Clemens Hellsberg. Mittlerweile umfasst Schmids Repertoire 92 Violinkonzerte.
Der Kammermusiker Benjamin Schmid erwählte sich Bratschist Lars Anders Tomter und Cellist Clemens Hagen als Partner: Gemeinsam musizierte man den Kopfsatz des Streichtrios von Alfred Schnittke. Das – gespiegelte – „Happy Birthday“-Thema gerät in dissonante Abgründe, die drei Herren erweiterten sich bisweilen doppelgriffig zum Streichsextett. Man hätte gern mehr von diesem Luxus-Ensemble gehört, doch der begnadete Allrounder Benjamin Schmid konnte aus Zeitgründen nur satzweise Häppchen servieren. Die dauerten bis zu 20 Minuten, wie der erste Satz des Doppelkonzerts von Felix Mendelssohn Bartholdy: Hier interagierte Schmid – begleitet von den Salzburg Strings – mit seiner Gattin Ariane Haering, die den massiven Klavierpart souverän bewältigte. „Die Proben verlaufen bei uns sehr muskulös“, verriet die Pianistin. Es knistert also, wenn im Hause Schmid/ Haering musiziert wird.
Der zweite Teil gehörte dann dem Jazzer: Benjamin wurde zu Beni, Sakko wich Hemd. Herbert Bergers „Metropoles Suite“für Solo-Violine und Streicher musizierte Schmid noch unverstärkt, die Motorik seiner Improvisationen kam im „Austria String Trio“mit Cellist Florian Eggner und Weltklasse-Gitarrist Wolfgang Muthspiel unter Strom voll zur Geltung.
Danach lud die Stiftung Mozarteum zum Saisonauftakt zu Torte und Sprudel, und Muthspiel erfüllte knapp vor Mitternacht noch Schmids sehnlichsten Geburtstagswunsch: Sein fulminantes Solo-Set zwischen Beatles-Cover und Sommer-Anklängen bildete dann den Höhepunkt eines vielsaitigen Abends.