Plan für ORF eins darf ORF 2 nicht gefährden
Im Mittelpunkt der Programmreform des ORF steht die Wiederentdeckung von ORF eins als Nachrichtenkanal. Dazu soll werktags allabendlich ein 45 Minuten langes News-Magazin beitragen. Terminlich ist diese „ZiB 21“zwischen den beiden InformationsFlaggschiffen von ORF 2 geplant.
Die Macher von „ZiB 1“und „ZiB 2“kritisieren den Plan kaum öffentlich. Doch es besteht die Gefahr, dass ein solches Projekt statt mehr Gesamtpublikum bloß dessen Teilung durch drei statt zwei Sendungen bringt. Dass ähnliche Befürchtungen in Bezug auf ORF III nicht eingetreten sind, spricht für die Qualitätsnachfrage der Zuschauer. Bei der „ZiB 21“aber geht es um etwas anderes: Sie soll im ersten Programm junge Seher für Information gewinnen. Denn das Durchschnittsalter des Publikums von ORF 2 liegt bei 60. Es beschert fast doppelt so viel Marktanteil wie der Einser-Kanal (20,6 Prozent bzw. 10,8 Prozent).
Wenn die Stabilisierung von ORF eins auf Kosten von ORF 2 geschieht, beschädigt das den in seinem angestammten Verbreitungsgebiet erfolgreichsten deutschsprachigen Sender. Während hier die „ZiB 1“durchwegs über 40% Marktanteil erzielt, liegt der nachbarliche Marktführer „Tagesschau“der ARD klar unter 20%. Die „ZiB 2“kommt oft über 30%, das „heute journal“des ZDF landet meist unter 15%.
Öffentlich-rechtliches Fernsehen hat vor allem wegen der beiden großen Informationssendungen in Österreich noch deutlich mehr gesamtgesellschaftliche Relevanz als in Deutschland und in der Schweiz. Das sieht nicht jede Partei positiv. Dennoch oder gerade deshalb darf eine Stärkung von ORF eins nicht zu einer Schwächung von ORF 2 führen.