„Das Modell von der Gier ist gescheitert“
Drogeriemarktketten wie Supermärkten half der „Lipstick-Effekt“sogar.
„Das Modell von Gier und undurchsichtigen Finanzkonstrukten ist gescheitert“, das sei ihm an jenem 15. September als Erstes durch den Kopf gegangen, sagt Martin Engelmann, Geschäftsführer der Drogeriemarktkette dm. Das wirkliche Ausmaß der Krise sei ihm aber – wie vielen Analysten und Kommentatoren – ehrlicherweise nicht sofort bewusst gewesen. „Das haben wir aber bald gespürt“, meint der dmChef, allerdings nicht wie andere Unternehmen durch massive Umsatzeinbrüche. Der österreichische dm-Konzern setzte damals in Osteuropa stark auf Expansion. „Dort herrschte ein unglaublicher Boom bei Immobilienprojekten, vor allem Einkaufszentren, die alle um Händ- ler warben.“Waren dm zuvor etwa in Rumänien zirka 100 Einkaufszentren-Projekte angeboten worden, fielen plötzlich zwei Drittel weg, weil der Betreiber pleite war oder das Vorhaben gestoppt wurde. „Im Grunde genommen war das eine heilsame Bereinigung, der Markt war total überhitzt.“ Den eigenen Umsatz habe die Krise durch den „Lipstick-Effekt“sogar eher angekurbelt. „In rezessiven Phasen hören die Leute eher auf zu sparen, sie verschieben große Investitionen oder reisen weniger, bei Lebensmitteln oder Kosmetika wie Lippenstift gönnt man sich dagegen umso mehr den kleinen Luxus des Alltags.“Das freilich treffe nur auf wohlhabende Länder wie Österreich zu. „In Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder Ungarn waren viele Leute stark verschuldet, die konnten schlicht nicht weniger sparen, dort ist der Konsum sehr wohl eingebrochen“, sagt Engelmann.