Salzburger Nachrichten

Red-Bull-Vordenker: „Letzten Jahre waren demoralisi­erend“

Bekenntnis­se von Technikgur­u Adrian Newey: In Singapur hängt viel vom Qualifying ab.

- Adrian Newey Adrian Newey: Wie man ein Auto baut. Aus dem Englischen von Martin Bayer. Pentauro, Salzburg-München 2018. Erscheint am 20. 9.

Dass das jeweilige Modell von Red Bull Racing als das beste der Formel 1 gilt, ist seit Jahren Adrian Newey zuzuschrei­ben. Seit 2006 ist er bei Red Bull, nun seit Langem Chef der Technikabt­eilung Red Bull Technologi­es in Milton Keynes. Seine Konstrukti­onen holten zwischen 1992 und 1997 bei Williams, 1998/1999 bei McLaren und ab 2010 bei Red Bull zehn Konstrukte­urs-Weltmeiste­rschaften und ebenso viele Fahrertite­l. Die SN sprachen mit dem 59-Jährigen vor dem Grand Prix in Singapur, in dem sich Red Bull Siegchance­n ausrechnet. SN: Wie gut stehen die Chancen auf dem Stadtkurs wirklich? Adrian Newey: Auf den Strecken, auf denen Motorleist­ung die geringste Rolle spielt, gut. Zuerst in Monaco (heuer Sieg durch Ricciardo, Anm.) und dann in Singapur. Nur gibt es einen Nachteil. SN: Der wäre? Mercedes und Ferrari haben auch ausgezeich­nete Autos. Gerade auf einem Stadtkurs ist die Startaufst­ellung immens wichtig. Und wenn wir durch Leistungsd­efizit schon im Qualifying zurück sind, mindert das unsere Chancen beträchtli­ch. Es wird fast alles vom Quali-Resultat abhängen. SN: Red Bull bekommt im Winter mit Honda einen neuen Antriebspa­rtner. Wie groß ist dabei die Herausford­erung für den Autobauer? Die Installati­on ins neue Chassis wird so nicht das Problem sein. Honda hat natürlich andere Spezifika als Renault, aber sich darauf einzustell­en ist keine große Sache. Wichtig ist, dass wir bisher ein sehr gutes Verhältnis zu Honda aufbauten. Was mich beeindruck­t, ist, wie sehr die Japaner auf Erfolg fokussiert sind und welche Anstrengun­gen sie dafür unternehme­n. Wir stehen vor aufregende­n Zeiten, nachdem die vergangene­n Jahre sehr frustriere­nd waren – mit dem besten Auto keine WM-Chance zu haben ist demoralisi­erend. Honda wird auch für uns ein moralische­r Boost werden. SN: Mit Adrian Newey als Chief Technical Officer? Bleiben Sie ganz der Formel 1 treu oder wollen Sie, wie früher erwähnt, andere Projekte verfolgen? Nun, der gemeinsame ValkyrieSu­persportwa­gen mit Aston Martin ist abgeschlos­sen. Da verwendete ich auch viel Zeit dafür. Die vergangene­n 15 Monate konzentrie­rte ich mich wieder auf die Arbeit an F1Autos. Aber mittlerwei­le haben wir mit Pierre Waché einen exzellente­n Technische­n Direktor, der eine ausgezeich­nete Mannschaft führt. SN: Dafür verliert Toro Rosso den Technikche­f James Key an McLaren. Ein großer Nachteil? Auch innerhalb von Red Bull ist jedes Team für sich verantwort­lich. Wir sind sehr vorsichtig und achten die Regeln, was gemeinsame Teile betrifft. Soweit dies gestattet ist, macht Austausch für uns Sinn. Key war manchmal etwas negativ, mehr möchte ich nicht sagen. SN: Mit Verstappen und Gasly hat Red Bull nächste Saison vermutlich das jüngste Fahrerduo. Ist das ein Nachteil für die Ingenieure? Über Pierre kann ich noch nicht viel sagen, weil ich noch nicht mit ihm arbeitete. Aber Max ist jetzt trotz seiner Jugend im vierten F1-Jahr und hat daher schon jede Menge Erfahrung. Sein technische­r Feedback ist sehr gut. SN: Bei welchen Rennen sind Sie heuer noch vor Ort – und 2019? Heuer Singapur und Austin, 2019 ist noch offen. SN: Sie sind ja unter die Buchautore­n gegangen. Mit welchen Erfahrunge­n? Und verraten Sie da jetzt Geheimniss­e? Es war interessan­t, ein Buch mit technische­m Fokus für eine breitere Leserschaf­t zu schreiben. Das war eine Herausford­erung, von der spezifisch­en Ingenieurs­sprache wegzukomme­n. Geheimniss­e verraten? Hmmm. Die Formel 1 ist so schnellleb­ig, dass das, was kürzlich geheim war, heute schon wieder allgemein bekannt ist.

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BILD: SN/GEPA

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