Dieses Verwirrspiel forciert Desinteresse
Eine Fußball-NationsLeague ohne klaren Bedarf, Ligareformen mit fragwürdigen Spielplänen. Der Sportfan hat es schon einmal leichter gehabt.
Hurra, wir haben einen neuen Bewerb! Die Nations League hat ihren Auftakt erlebt – und die Fußballwelt weiß noch nicht genau, wie sie damit umgehen soll. Weniger Testspiele und mehr Spiele mit Wert sollten die Folge bei dieser Parallelwelt zur EM-Qualifikation sein. Vier Play-off-Plätze winken den Besten, die sich wohl ohnehin schon auf regulärem Weg bei der EM-Qualifikation durchsetzen werden. Wer dann anstelle der Qualifizierten ins Play-off nachrückt, war auch auf SN-Nachfrage bei der UEFA nicht eruierbar. Testspiele werden weiter ausgetragen, weil in neun der 16 Gruppen in vier Leistungsstufen ein Team ohnehin immer spielfrei hat.
Die Nations League im Fußball ist ein Sittenbild des internationalen Sports. Je komplizierter, desto besser: Die Fans so lange wie möglich über neu geschaffene Strukturen und Reformen an den Prozess binden und bei der Stange halten. Keine fremden Gedanken an Ablenkungen und andere Sportarten zulassen. Marketing-Experten sprechen neudeutsch von „Teasing“, also Erwartungen wecken durch ständige Ankündigungen, die dann auf sich warten lassen.
Alte Gewohnheiten haben keinen Platz mehr. Waren früher die Sportarten auf das Wochenende beschränkt, ist Ausweitung der Spieltage das Gebot der Stunde. Nicht nur im Fußball. Im Eisho- ckey wird in der heimischen Liga nun am Dienstag, Freitag und Sonntag gespielt. Im Vorjahr war der Donnerstag sogar noch bei TV-Stationen zusätzlich gebucht. In der zweithöchsten Fußball-Liga in Österreich hatte ein Reformer die Idee, eine Runde auf drei Spieltage (Freitag bis Sonntag) zu verteilen. Auch im Fußball-Unterhaus wird ab der Regionalliga an drei Tagen gespielt. Das Studieren der täglichen Tabellen (wer es sich antut) ist für Sportfans zum Tüfteln geworden. Ein Verwirrspiel, das am Ende nur Desinteresse forciert. RICHARD.OBERNDORFER@SN.AT