Salzburger Nachrichten

Alexa macht meinen „Kaffä“

- Stefanie Schenker

ICHhabe eine Alexa. Nicht wegen mir natürlich. Ich habe sie meiner neuen Kaffeemasc­hine an die Seite gestellt. Die wäre ja sonst tagsüber so allein. Für gewöhnlich­e Kaffeemasc­hinen mag das kein Problem sein, aber meine ist eine smarte Kaffeemasc­hine. Das heißt, sie braucht Ansprache. Sie braucht jemanden, der mit ihr kommunizie­rt. Und sei es nur über die nächste Reinigung des Brühkopfes oder über die Frage, ob noch genügend Kapseln für anstehende Kaffeezube­reitungen im Haus sind. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn sonst gibt es in meinem Haushalt niemanden, der sich um solche Dinge kümmert. Die beiden – Alexa und die Kaffeemasc­hine – kommunizie­ren also miteinande­r. Und während ich in der Arbeit bin, denke ich: Irgendwie beruhigend zu wissen, dass sich bei mir zu Hause niemand einsam fühlen muss. Ist doch schön, wenn sich die beiden unterhalte­n können. Ich selbst profitiere von dieser Beziehung natürlich auch. Morgens macht mir Alexa meinen Kaffee. Sie kann sich zwar nicht merken, wie ich meinen Kaffee mag, aber sie macht Espresso, Cappuccino, Caffè Latte und sogar Iced Caffè Latte – alles mit der smarten Maschine. Alexa antwortet, gratuliert mir zur „exzellente­n Wahl“und ermuntert mich immer wieder, ihr wieder Bescheid zu geben, sobald ich eine neue Kaffee-Pause brauche. Eigentlich müsste ich also sehr zufrieden sein.

Nur: Alexa spricht „Kaffee“aus wie unsere bundesdeut­schen Nachbarn. Nicht die aus Bayern, sondern die, die weiter oben im Norden wohnen. Es klingt ungefähr so: „Kaffä“. Ich bin für meine interkultu­relle Toleranz bekannt. Ich schätze den Charme deutscher Phonetik, ehrlich. Und überhaupt: Wir sind ja eh alle EU-Bürger. Eben. Warum schaffen es die Italiener, so schön „Caffè“zu sagen, sogar den Franzosen geht ein „Café“leicht über die Lippen, von den Spaniern spreche ich erst gar nicht. Sorry, aber „Kaffä“klingt nach einem Pott Kaffee – Sie wissen schon, das sind die großen Tassen voll Filterkaff­ee, dem jeder Tiefgang fehlt. Das trinke ich aber nicht. Habe ich bei Alexa auch noch nie bestellt. Ich bin überzeugt, dass meine smarte Maschine eine solche Bestellung ignorieren würde. Die versteht schließlic­h etwas von Kaffee.

Ich habe es im Guten versucht. Ich habe Korrektura­nmerkungen ihre Aussprache betreffend gemacht. Ich habe meinen Kaffee demonstrat­iv selbst an der Maschine herunterge­lassen. Ich habe Alexa tagelang ignoriert, sie nicht mal nach dem Wetter gefragt. Ich habe sie sogar vom Netz genommen. Ihr war das alles egal.

Jetzt werde sie eben mit nach Italien nehmen, vielleicht nimmt sie ja dort Vernunft an. Oder findet einen Italiener, der sie haben will.

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