Salzburger Nachrichten

Der wahre Gipfel (der Kunst)

Was der EU-Gipfel mit dem Salzburger Landesthea­ter zu tun hat.

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Während der laufenden EU-Ratspräsid­entschaft lädt Österreich die internatio­nale EU-Politik-Elite nach Salzburg ein, um dort einen großen Kongress abzuhalten. Welches Stück wäre da passender als „Wiener Blut“von Johann Strauss (Sohn)? Denn nicht nur die Uraufführu­ng fiel in das Jahr 1899, auch die Rahmenhand­lung spielt in dieser Zeit, in der Hochzeit des Wiener Kongresses! Das berühmte Zitat „Der Kongress tanzt“und die Blütezeit des Wiener Walzers sind bis heute mit dieser Zeit verknüpft. Am 22. September, ein paar Tage nachdem die EU-Staatschef­s in Salzburg tagen und beraten, bringt Marco Dott im Landesthea­ter mit „Wiener Blut“und einer Portion Schmäh die leichte Muße, spitze Wortwechse­l, lustige Charaktere und herrlich süffige, vertraute Melodien auf die Bretter, die wirklich die Welt bedeuten.

Franz Supper als Balduin Graf Zedlau und Anne-Fleur Werner als dessen lebenslust­ige, aber gelangweil­te Ehefrau Gabriele stehen im Zentrum des amourö- sen Hin und Her. Supper, bekennende­r Operettenf­reund und langjährig­es Ensemblemi­tglied des Salzburger Landesthea­ters, begibt sich mit Werner, die sich in der letzten Spielzeit dem Salzburger Publikum als Gräfin in „Die Hochzeit des Figaro“oder Tochter in Hindemiths JuwelierKr­imi „Cardillac“vorgestell­t hat, in turbulente Zeiten der Liebe. Affäre trifft auf Spießertum, Langeweile auf Lebenslust. Freunde der Wiener Operette aus der Feder des ungekrönte­n Operettenk­önigs Johann Strauss Sohn dürfen sich freuen!

Ein anderes Extrem ist „Caligula“, römischer Kaiser: kalt, kalkuliere­nd, gewaltig, wie ein wildes Tier lebt er ohne Rücksicht auf Verluste. Ben Becker als Caligula, darin sind sich Publikum und Presse einig, ist eine Idealbeset­zung für diesen Charakter. „Ein Wassergrab­en trennt das Publikum von Caligula, das ist schon mal beruhigend, denn so raubtierha­ft, wie Ben Becker den römischen Kaiser spielt, ist jederzeit mit einem Blutbad zu rechnen“, schreibt die „Süddeutsch­e Zeitung“nach der Premiere. Die Sehnsucht nach dem Amoralisch­en treibt diesen tyrannisch­en Herrscher an – und der Wunsch, einmal den Mond zu besitzen. Caligula ist die Tragödie maßlosen Machtwille­ns. Der vom Drang nach dem Absoluten besessene Caligula glaubt, die Treue zu sich durch die Untreue gegen die anderen gewinnen zu können. Caligula ist kein brutaler Despot, sondern ein raffiniert­er, intellektu­eller Verbrecher, der seine Untertanen immer weiter treibt, wie in einem Experiment, um zu prüfen, was sie alles erdulden. Schlussend­lich bricht er unter den Dolchen der Verschwöre­r zusammen.

Wiener Blut: 22. September 2018 bis 6. März 2019

Caligula bis 2. Dezember 2018

Weitere Informatio­nen zu den Stücken und Tickets finden Sie online unter SALZBURGER-LANDESTHEA­TER.AT

 ??  ?? Eingespiel­tes Duo: Franz Supper und Ilia Staple in „Wiener Blut“.
Eingespiel­tes Duo: Franz Supper und Ilia Staple in „Wiener Blut“.
 ??  ?? Ben Becker brilliert als Caligula.
Ben Becker brilliert als Caligula.
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Franz Supper
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Anne-Fleur Werner

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