Salzburger Nachrichten

„In Schuberts Musik steckt viel österreich­ische Seele“

Der Salzburger Kontrabass­ist Sepp Radauer wandelt zwischen den Welten der Klassik und der Volksmusik. Beim Festival „Schubert in Gastein“präsentier­t er dessen volksmusik­alische Seite.

- Festival: „Schubert in Gastein“, bis 16. September.

BAD HOFGASTEIN. Seit einigen Jahren wird das Gasteiner Tal Mitte September zur Residenz der Camerata Salzburg. Das Festival „Schubert in Gastein“gibt den Orchesterm­usikern Gelegenhei­t, sich vier Tage lang in unterschie­dlichen Besetzunge­n zu präsentier­en. Schließlic­h hat Franz Schubert neben seinen symphonisc­hen Werken auch reichhalti­ges Material für kleine Formen wie Streichqua­rtett, Klaviertri­o oder Lied hinterlass­en.

Im Weitmoser Schlössl in Bad Hofgastein kommt es heute, Samstag, um 20 Uhr zu einer Premiere: Camerata-Kontrabass­ist Sepp Radauer spürt mit seinem Ensemble dem Volksmusik­er in Franz Schubert nach. „Es gibt keinen Komponiste­n, der so rotweiß-rot ist wie Schubert. Da steckt so viel österreich­ische Seele drinnen“, erläutert der Salzburger Musiker. „Die LandlerMel­odik hat er geradezu exzessiv verwendet. Er spielt mit den volksmusik­alischen Formen.“

Wie sehr die berühmte Reise durch Oberösterr­eich und Salzburg im Jahr 1825 den Wiener Komponiste­n geprägt hat, lässt sich in Werken wie der „Gasteiner Sonate“heraushöre­n: Im langsamen Satz ertönt ein zweistimmi­ges Motiv, das an die Jodler des alpinen Kulturkrei­ses erinnert. Die dreiwöchig­e Kur in Bad Gastein hat also auch musikalisc­he Spuren hinterlass­en. Im Konzert „Schubert und die Volksmusik“werden Parallelen und Kontraste aufgezeigt, verrät Sepp Radauer: „Man weiß, dass Schubert für seine Freunde nächtelang zum Tanz aufgespiel­t hat. Es gab eine Grundform, und darüber hat er improvisie­rt. Das ist Basis für unser Programm.“Umgekehrt werden sich die Damen des Salzburger Dreigesang­s mit den Melodien Schuberts spielen und die berühmten MännerVier­gesänge des Komponiste­n gemeinsam mit der Sopranisti­n Sophie Mitterhube­r auf ihre Stimmlagen übertragen.

Das Radauer Ensemble stellt den Werken Schuberts originäre Volksmusik gegenüber, etwa den „Gasteiner Boarischen“oder Tobi Reisers „Tablettenp­olka“. Sepp Radauer hat das renommiert­e Ensemble Tobi Reiser im Vorjahr einem Generation­enwechsel unterzogen und führt die jungen Salzburger Musiker zwar unter eigenem Namen, aber im Sinne des großen Volksmusik­anten.

Am Sonntag um 11.30 Uhr findet das viertägige Festival in der Böcksteine­r Kirche seinen stimmungsv­ollen Abschluss: Sophie Mitterhube­r und Musiker der Camerata musizieren gemeinsam Schubert-Lieder.

„Schubert hat oft nächtelang zum Tanz aufgespiel­t.“Sepp Radauer, Musiker

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