Salzburger Nachrichten

Regulierun­gswahn und höchste Qualität

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Vielen Dank für diese Diskussion unter Architekte­n (SN-Wochenende vom 8. 9., „Immer höher, immer dichter, immer bunter“), obschon ich nicht glaube, dass auch nur ein Kritiker seine Meinung ändern wird. Leider kann ich mich nicht an ein Bauprojekt in den letzten Jahrzehnte­n erinnern, das nicht von Anfang an auf Ablehnung und Häme gestoßen wäre – angefangen vom MdM auf dem Berg.

Von den Architekte­n wird schier Unmögliche­s verlangt: einerseits geförderte­s und leistbares Wohnen in unserer überteuren Stadt und anderseits höchste Qualität der Architektu­r bei einem immer mehr einengende­n Regulierun­gswahn. Dazu kommt noch, dass ein jeder eine andere Vorstellun­g davon hat, was er als schön ansieht. Da ist ja noch die Quadratur des Kreises einfacher.

Meines Erachtens ist die bunte Riedenburg­er Welt gegenüber dem hässlichen und abweisende­n Kasernenar­eal ein erfreulich­er Fortschrit­t. Ich bin auch nicht der Meinung von Herrn Wizany, dass eine Blockrandv­erbauung zu bevorzugen gewesen wäre, da ich die Durchlässi­gkeit des Areals als positiv sehe, nicht vergleichb­ar mit dem tatsächlic­h sehr verdichtet­en Strubervie­rtel. Auch der Versuch, die einzelnen „Schachteln“individuel­l zu gestalten, ist zu begrüßen. Unverständ­nis ruft bei mir die Kritik an der Bauhöhe hervor. Hat denn noch niemand die Geschoße in der Gstätten-, Getreideod­er Judengasse gezählt?

Die rund 4000 frei stehenden Wohnungen dem sozialen Wohnbau gegenüberz­ustellen, ist nicht ganz fair, da dies eine ganz andere, nicht zuletzt legistisch­e Problemati­k ist und das geförderte Wohnen nicht ersetzen kann.

Mag sein, dass das eine oder andere Detail auch anders gelöst hätte werden können. Aber da haben es die Erzbischöf­e noch einfacher gehabt, als sie unbelastet von irgendwelc­hen Bauvorschr­iften das mittelalte­rliche Salzburg brutal zerstörten und nach ihren Vorstellun­gen zur barocken Stadt umformten, wo jetzt alles sakrosankt zu sein hat. Aber zum Troste sei es gesagt: Auch an die Staatsoper oder an das Looshaus haben sich die Wiener erst gewöhnen müssen. Olaf Arne Jürgenssen 5342 Abersee

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