Ein Leben unter Palmen
Wer sind die Gewinner des Klimawandels? Am Ende werden wir alle verlieren. Bis es so weit ist, könnten einige deutlich von der Erderwärmung profitieren – der heimische Sommertourismus, weil es im südlichen Europa zu heiß wird, Erdbeerzüchter in Grönland,
Die globale Erwärmung lässt sich nicht mehr stoppen. Eine oft gehörte Frage lautet: Ist das wirklich so schlimm? Wäre doch schön, würden wir mehr so herrliche Sommer haben wie heuer. Dann müsste man nicht mehr in den Süden fahren oder gar fliegen, um ein Sommerfeeling zu bekommen. Das dient dem Klimaschutz und dem heimischen Fremdenverkehr. Urlaub am Badesee ohne Schnürlregen. Das wäre schon was! Genau weiß man nicht, was passieren wird, wenn es – so wie jetzt – immer wärmer wird. Zu komplex ist das Erdenklima, um alle Daten miteinander zu verknüpfen. Immerhin ist die Lufthülle, die uns umgibt, 85.000 Meter dick und sie steht in ununterbrochenem chemischen und physikalischen Kontakt mit den Landmassen und den Ozeanen. Doch trotz der Ungenauigkeit von Klimaprognosen lässt sich eines klar sagen: Unser Planet verändert sich, wenn es wärmer wird. Vegetationszonen verschieben sich. Dort, wo es früher fruchtbar war, wird es immer trockener, wie im Süden Europas. Dort, wo seit Menschengedenken trockene Böden kaum zu bestellen waren, etwa in Sahel-Regionen, beginnt es regnerischer zu werden. Und grüner. Ein wärmeres Klima kann in manchen Weltgegenden ein paar Vorteile schaffen. Mittelfristig gesehen, vielleicht für einige Generationen. Langfristig gesehen wird vermutlich kein Lebewesen auf dem Planeten davon profitieren, dass es sehr heiß wird. Wie sich in Österreich das Klima entwickeln wird, ist zum Beispiel für die heimische Tourismusindustrie von entscheidender Bedeutung. So klein das Land auch ist, im Bereich Tourismus gleicht Österreich einem Riesen: In kaum einem anderen Land der Welt sind die Tourismuseinnahmen so hoch wie in Österreich. 2016 gaben ausländische Besucher in Österreich 17,4 Milliarden Euro aus. Insgesamt betrugen die Einnahmen aus dem Tourismus 40 Milliarden Euro. Doch unser Alpenraum mit seinem speziellen Ökosystem reagiert besonders sensibel auf die Veränderungen des Klimas. Er war bis jetzt bereits stärker als andere Regionen vom Temperaturanstieg betroffen. Die Temperatur hat in den vergangenen hundert Jahren im globalen Mittel um rund 0,8 Grad Celsius zugenommen. Der stärkste Temperaturanstieg fand in den vergangenen 30 Jahren statt. Die Tourismusbranche muss umdenken. Im Sachstandsbericht heimischer Klimaforscher aus 2014 heißt es: Die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels sind, was den Wintertourismus anbelangt, überwiegend negativ. Es sind feuchtere, aber auch deutlich wärmere klimatische Bedingungen im Winter zu erwarten. Jüngsten Daten zufolge wird uns auch heuer die klimabeeinflussende Ozeanströmung El Niño einen milden Winter bescheren. Das senkt die Heizkosten, ist aber schlecht für die Skiurlauber.
Unwägbare Schneebedingungen erhöhen die Kosten der Skigebiete. Pisten müssen beschneit werden. Der Einsatz solcher Anlagen ist durch steigende Temperaturen und begrenzte Verfügbarkeit von Wasser aber eingeschränkt. Fragen über die Umweltverträglichkeiten solcher enormen Wasserentnahmen aus der Natur und die damit verbundenen Kosten sind zwar ein heikles Thema in Fremdenverkehrsgebieten, müssen aber dennoch grundsätzlich geklärt werden.
Petra Stolba von der Österreich Werbung sagt dazu: „Tatsächlich sehen wir schon heute, dass Gäste im Winter immer öfter nicht nur zum Skifahren zu uns kommen, sondern Skisport und Wellness verbinden.“Strategien im Umgang mit dem Klimawandel müsse jedoch jedes Skigebiet selbst erarbeiten, da die Regionen unterschiedlich von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen seien.
Die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels für den alpinen Sommertourismus sind aber eindeutig positiv. Es werden künftig wärmere Verhältnisse herrschen. Adieu, Schnürlregen. Österreich wird auch davon profitieren, dass südlichere Länder wie Italien an Attraktivität einbüßen, weil es dort immer öfter zu Hitzewellen kommen wird wie jene im bisher extremsten Hitzesommer 2003. Statt in der Adria zu plantschen, werden Touristen künftig unsere heimischen Alpenseen vorziehen. Höher gelegene Regionen werden eine „Fluchtmöglichkeit vor Hitze“bieten können. Es werde eine Rückkehr der traditionellen Sommerfrische in den Bergen stattfinden, sagt Petra Stolba.
Indirekte Auswirkungen des Klimawandels in unserem Land betreffen leider auch das Landschaftsbild der Alpen. Die Gletscher ziehen sich zurück, langfristig sinken auch die Wasserstände. Muren, Bergstürze und Hangrutschungen werden immer mehr zur Gefahr für Bergsteiger – und für die Einheimischen sowieso. Forscher haben ausgerechnet, dass der Tourismus weltweit gesehen etwa nur fünf Prozent zu den Kohlendioxid-Emissionen in die Atmosphäre beiträgt.
Die Landwirtschaft hingegen ist nicht nur Opfer des Klimawandels, sondern auch Verursacher. Immerhin stammen mehr als 30 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft.
Es wird eine Rückkehr zur traditionellen Sommerfrische in den Bergen geben.
Dabei handelt es sich weniger um Kohlendioxid-Emissionen als vielmehr um Emissionen von Methan (CH4) und Lachgas (N2O) durch intensive Tierhaltung und Düngung der Felder sowie um Rodung von Wäldern. Die ökonomischen Auswirkungen extremer Wetterereignisse in Europa wie Starkregen, Hochwasser und durch Hitzewellen verursachte Dürren sind bereits jetzt erheblich und haben in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen. Betroffen davon sind vor allem Bauern. Aber auch in der Landwirtschaft gibt es ein Für und Wider. Gewinner eines Temperaturanstiegs sind etwa Landwirtschaften im Norden Europas. Das mildere Klima dort oben erhöht die Erträge. Unlängst wurde berichtet, dass nun in Schleswig-Holstein im Norden Deutschlands sogar mit dem Weinanbau begonnen wird. In Grönland, der größten Insel der Erde im Nordmeer, wachsen bereits Erdbeeren im Freiland. Klimaforscher haben auch errechnet, dass bestimmte Pflanzen wie der Weizen ein immer größeres Anbauspektrum haben werden, was bis zum Jahr 2050 Ertragssteigerungen verspricht. Doch was in ein paar Jahrzehnten sein wird, und wie fruchtbar dann noch unsere Böden in Europa und weltweit sein werden, hängt davon ab, ob wir durch Beschränkung der Treibhausgase den unerbittlichen Temperaturanstieg einbremsen können. Über Ertragssteigerungen können sich schon jetzt nicht alle Bauern freuen. Die im Süden Europas bangen um ihre Zukunft. Es zeigt sich, dass es dort nicht nur wegen der jahrelangen Intensivnutzung von Boden und Wasser zu Ernteeinbrüchen kommt, sondern auch und vor allem wegen anhaltender Dürren. Ackerflächen im Süden Portugals oder Spaniens sehen heute aus wie Trockengebiete in Afrika.
Petra Stolba Österreich Werbung BILD: SN/ÖSTERREICH WERBUNG