Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

„Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“So lautet ein Kalendersp­ruch, der in der Regel dem römischen Autor Seneca zugeschrie­ben wird, fallweise auch Kurt Tucholsky oder Marie von Ebner-Eschenbach. Tatsächlic­h stammt das Zitat vom deutschen Mahner Erich Kästner, der es 1950 in einem Epigramm mit dem Titel „Moral“vorstellte. Aphorismus, Autor und das Medium Kalender sind in Zeiten von Message Control weitgehend in Vergessenh­eit geraten. Gutes ist längst keine erstrebens­werte Qualität mehr, weder technisch noch moralisch.

Das Gute ist vom Zielführen­den abgelöst worden, vom Leistbaren, vom Zustehende­n, vom Erworbenen. Das Gute, so die Kontrollor­e des Sagbaren, sei der Feind des Besseren. Voltaire hatte zwar noch gesagt, das Bessere sei der Feind des Guten, für die Diskrediti­erung desselben ist das allerdings nur mehr von aphoristis­chem Belang. Das Gute ist schlecht. Gutmensch ein Schimpfwor­t. An die Hässlichke­it dieses Bildes haben wir uns gewöhnt.

Aber ist es tatsächlic­h vorbei mit dem Guten? Lebt es nicht weiter im Alltäglich­en, wo die Frage nach dem Befinden im „Danke, gut“mündet, nicht im „Danke, besser“? Auch in der politische­n Meteorolog­ie hat sich noch Althergebr­achtes gehalten. Die Zusammenar­beit in der Regierung ist „gut“, nie „besser“, gut sind Ideen, Vorhaben, Aussichten, der Stand der Dinge, das Klima, der Morgen, der Tag. Gut ist so gut wie einst, als Meisterkom­munikator Heinz Conrads noch alle Messages kontrollie­rte: „Guten Abend meine Damen, guten Abend meine Herrn, guten Abend die Madln, servas die Buam!“

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