Salzburger Nachrichten

Erstbestei­ger des Broad Peak verstorben

Als 29-Jähriger erklomm der Salzburger Fritz Winterstel­ler den Achttausen­der mit drei Kameraden.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG. Es war, als hätte er gespürt, dass er nicht mehr lange zu leben hatte: Vor wenigen Tagen hatte sich der legendäre Salzburger Bergsteige­r Fritz Winterstel­ler bei einem Spaziergan­g mit seiner extra aus Schottland angereiste­n Tochter verabschie­det, am vergangene­n Freitag verstarb er einen Monat vor dem 91. Geburtstag. „Er ist friedlich eingeschla­fen, er hatte ein erfülltes Leben, auch die letzten Jahre im Seniorenhe­im Hellbrunn waren ein Geschenk für ihn“, berichtet sein Sohn Fritz Winterstel­ler.

Der gebürtige Innsbrucke­r lebte in Salzburg, wo er die Volksschul­e Gnigl und die Hauptschul­e in St. Andrä besuchte. Die Leidenscha­ft für die Berge wurde ihm in die Wiege gelegt. Im Alter von sechs Jahren bestieg er mit seinem Vater den Untersberg.

Zur Legende wurde Winterstel­ler, als er 1957 gemeinsam mit Hermann Buhl, Marcus Schmuck und Kurt Diemberger den Broad Peak bezwang. Am 9. Juni standen Winterstel­ler und Schmuck als Erste gemeinsam auf dem Gipfel des 8051 Meter hohen Berges im Grenzgebie­t zwischen Pakistan und der Volksrepub­lik China. Alle vier Bergsteige­r hatten den Gipfel ohne Sauerstoff und ohne Hochträger bewältigt. Danach, am 19. Juni, gelang Winterstel­ler und Schmuck die Erstbestei­gung eines bis dahin namenlosen Siebentaus­enders. Er wurde später Skil Brum getauft.

„Die Berge waren sein Lebensinha­lt. Die Expedition auf den Broad Peak war das Highlight seines Bergsteige­rlebens. Er lebte für die Berge und das konnte auch jeder spüren, der mit ihm unterwegs war“, sagt Sohn Fritz Winterstel­ler. Mit seinem Vater auf Bergtour zu gehen sei für viele Menschen immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis gewesen.

Bereits 1940 findet sich in Winterstel­lers Tourenbuch eine Reihe von Erstbestei­gungen, darunter der Südostpfei­ler des Kleinen Fieberhorn­s, die Südverschn­eiung des Großen Fieberhorn­s und die direkte Südwand des Bratschenk­opfs. Später hat er bis auf drei Nebengipfe­l alle 4000 Meter hohen Berge in den Alpen bestiegen. In seinen Tourenbüch­ern finden sich mehr als 5000 Bergtouren.

Wie viele seiner Freunde widmete sich Winterstel­ler der Bergrettun­g, bei der er 1947 die Leitung der Ortsstelle Salzburg übernahm. Er gehörte dem Edelweißcl­ub Salzburg an und wurde unter anderem mit dem Goldenen Sportabzei­chen der Republik Österreich ausgezeich­net.

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BILDER: SN/ARCHIV SCHMUCK Winterstel­ler 1957 mit Bergkamera­d Schmuck am Broad Peak sowie im Vorjahr zum 90. Geburtstag.

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