Die Zahl der Drogenlenker steigt
Sinkende Wahrnehmung, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit: Drogen wie Cannabis und Speed werden immer mehr zum Problem im Verkehr.
Sinkende Wahrnehmung, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit: Drogen wie Cannabis und Speed werden immer mehr zum Problem im Verkehr. Neue Testgeräte kommen.
WIEN, SALZBURG. „Ich bin drogengefährdet“, sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) am Montag in Wien und ergänzte nach einer kurzen Pause: „Durch andere Lenker.“Sein erster Halbsatz ist der Titel der Kampagne, die das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) nun überwiegend auf Social-Media-Kanälen und in Kino-Werbespots startet.
Notwendig machen das unter anderem die 2192 angezeigten Drogenlenker im vergangenen Jahr. Und die Zahlen steigen: 2018 gab es bereits bis Ende August knapp 2000 Anzeigen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen, wie eine Studie des Kuratoriums zeigt. „Hochgerechnet gaben 177.000 Österreicher an, 2017 ein Auto gelenkt zu haben, obwohl sie unter Drogeneinfluss standen“, erklärte KFVDirektor Othmar Thann. Viele könnten offenbar auch nicht abschätzen, wie lange die konsumierten Substanzen tatsächlich nachwirken. Zahlen, wie oft Drogenlenker tatsächlich Unfälle verursachen, gibt es nicht.
Zur Erkennung und zum Nachweis will das Innenministerium nun zusätzlich zu den bereits bei den neun Landespolizeidirektionen im Einsatz stehenden Speichel-Vortestgeräten weitere Apparate anschaffen. Welche, muss allerdings erst in Abstimmung mit dem KFV entschieden werden. Die aktuellen Geräte wurden laut Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) bis Mitte August 192 Mal eingesetzt, in 66 Fällen waren die Ergebnisse positiv.
Martin Germ, Leiter des Verkehrsdienstes im Innenministerium, sagte, dass es derzeit 66 speziell geschulte Polizisten gebe, die den Umgang mit dem Speichel-Testgerät beherrschen. Weitere Exekutivbeamte sollen ausgebildet werden. Fixer Bestandteil der Polizeiausbildung soll der Umgang mit neuen Drogenerkennungs-Apparaten jedoch nicht werden. Germ: „Es kann nicht jeder Polizist für alles zuständig sein.“
Die am häufigsten festgestellten Substanzen, die Lenker auf Österreichs Straßen im Blut haben, sind der Cannabis-Wirkstoff THC (der sich via Speicheltest kaum feststellen lässt) sowie Speed, Methamphetamine und Opiate.
Wie diese beim Autofahren wirken, erklärt der Salzburger Suchtkoordinator Franz Schabus-Eder: „Cannabis verlangsamt die Psychomotorik – man reagiert mit großer Verzögerung.“Das könne etwa bei der Unfallursache Nummer eins auf Autobahnen – den Auffahrunfällen – eine Rolle spielen. Aufputschende Substanzen hingegen machen laut Schabus-Eder kritikloser und führen zu einem übersteigerten Selbstbewusstsein nach dem Motto „Ich bin der Größte“. Selbst wenn Mittel legal vom Arzt verordnet wurden, sagt der Suchtexperte: „Keine Diskussion, kein Lenken unter Einfluss von Stoffen, die die Verkehrstüchtigkeit beeinflussen.“
Im Fokus der eine Million Euro teuren „Ich bin drogengefährdet“Kampagne stehen Männer bis 40 Jahre. Denn, so Verkehrsminister Hofer: „Junge Männer sind die besonders gefährdete Gruppe.“