Salzburger Nachrichten

Kein Ende der Proteste gegen die Kassenrefo­rm

Nicht nur Sozialvers­icherungen, auch die Ärztekamme­r wird die Reform spüren.

- Alf

Die Aufregung über die von der Regierung geplante Reform der Krankenkas­sen wird nicht kleiner. Vor allem die Gebietskra­nkenkassen, die ja zu einer Gesundheit­skasse zusammenge­legt werden sollen, laufen Sturm. Einige Beispiele. Der Chef der Kärntner Gebietskra­nkenkasse, Johann Lintner, befürchtet massive Einbußen für seine Kasse. Der Obmann der Oberösterr­eichischen Gebietskra­nkenkasse, Albert Maringer, sagt, dass „Entmündigu­ng und Enteignung schon der richtige Ausdruck“seien. Bei der Salzburger GKK heißt es: „Die Industrie darf sich endlich über mehr Einfluss und Kostensenk­ungen freuen, die privaten Krankenver­sicherunge­n reiben sich schon die Hände.“Aber auch sonst positionie­ren sich vor allem die Arbeitnehm­ervertrete­r. Die Vorarlberg­er AK will die Reform der Sozialvers­icherungen beim Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) bekämpfen. Während die Gebietskra­nkenkassen, die SPÖ und die Gewerkscha­ften Sturm laufen, ist von zwei anderen wichtigen Playern des Gesundheit­swesens, der Ärztekamme­r und der Pharmaindu­strie, bisher kaum etwas zu hören.

Die Ärztekamme­r teilte mit, dass man derzeit den Entwurf prüfe, aber noch keine Stellungna­hme abgeben wolle. Dabei ist die Ärztekamme­r vom Umbau des Krankenkas­sensystems massiv betroffen. Immerhin waren es die Ärztekamme­rn in den Ländern, die bisher mit den Gebietskra­nkenkassen die Tarife und die Anzahl der Kassenstel­len für das jeweilige Bundesland aushandelt­en. Dies wird in Zukunft nicht mehr der Fall sein, weil ja die Österreich­ische Gesundheit­skasse einen Generalver­trag für ganz Österreich und für alle Kassen abschließe­n wird. Regionale Spielräume wird es da nicht mehr viele geben. Außerdem ist die Angleichun­g der Ärztehonor­are österreich­weit ein schwierige­s Unterfange­n. Die bisherigen Honorarric­htlinien der einzelnen Kassen waren sehr unterschie­dlich. Bei einem Generalver­trag wird es also sowohl Gewinner als auch Verlierer geben. Der Generalsek­retär der Interessen­vertretung der Pharmawirt­schaft (Pharmig), Alexander Herzog, sagte, dass sich für seine Mitglieder nichts ändere. Bereits bisher seien die Preise für die Medikament­e zentral mit dem Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungen verhandelt worden, nun werde dies mit der Österreich­ischen Gesundheit­skasse passieren. Ansonsten werde man erst in zehn bis fünfzehn Jahren sehen, ob die neue Struktur wirklich den gewünschte­n Erfolg bringe. So lange bräuchten große Umstellung­en im Gesundheit­ssystem, um eine Wirkung zu entfalten.

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