„Brauchen rasch neue Rahmenbedingungen“
Oesterreichs Energie Präsident Leonhard Schitter zu den Herausforderungen durch #mission2030 der Bundesregierung.
Oesterreichs Energie Kongress 2018 steht unter dem Motto „Los geht’s!“. Warum signalisiert die Branche gerade jetzt diese Dringlichkeit? Leonhard Schitter: Schon lange hat die österreichische Energiewirtschaft die Politik aufgefordert, klare Bedingungen für den Wandel im Energiesystem festzulegen. Diese haben wir mit #mission2030 insoweit, als es die Ziele betrifft. Jetzt fehlen die entsprechenden Gesetze und für die ist es höchste Zeit, denn das spüren wir jeden Tag in vielen Bereichen unserer Arbeit. Daher hat sich die E-Wirtschaft ja auch in den vergangenen Jahren und Monaten so intensiv damit beschäftigt, tragfähige wissenschaftliche Grundlagen für die anstehenden Änderungen zu entwickeln. Wir brauchen rasch ein Energiegesetz, das auf eine sinnvolle und sparsame Incentivierung des Ökostromausbaus über ein Marktprämienmodell setzen sollte.
Wie steht die E-Wirtschaft insgesamt zur Dekarbonisierung und Ökologisierung des Energiesystems? Wir wollen die Erneuerung und den Umbau des Systems in Richtung eines Ausstiegs aus fossilen Energien mittragen. Zusätzlich betrachtet die Elektrizitätswirtschaft die Versorgungssicherheit als höchstes Gut, das wir nie aus den Augen verlieren dürfen. Wir haben heute eine zu 99,99 Prozent sichere Stromversorgung, und das muss auch so bleiben, wenn wir wollen, dass die Menschen mit uns in die erneuerbare Zukunft gemeinsam gehen. Die E-Wirtschaft will dafür sorgen, dass Versorgungssicherheit gleichwertig zu den anderen Zielen zum Tragen kommt.
Was soll jetzt passieren? Die Energiezukunft hat bereits begonnen. Österreich hat eine super Ausgangsbasis, wir haben das Knowhow und wir können den Wandel auch technisch und finanziell stemmen. Aber es gilt Brücken zu bauen, die von der Vergangenheit in die Zukunft führen. Wir brauchen ein moderneres Energierecht, eine Erneuerung der Netztarifstruktur, ein Ende der Überregulierung und mehr Flexibilität für Zukunftsinvestitionen. Die Energiewende braucht ein großes Design, das von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auch getragen wird.
Wie soll das gehen? #mission2030 ist eine riesige Herausforderung mit dem Ziel, in nur zwölf Jahren 36 Prozent an Treibhausgasen gegenüber 2005 einzusparen – mit allem, was dazugehört. Wir haben dafür einen detaillierten Fahrplan erarbeitet, den wir im Rahmen des Kongresses präsentieren und diskutieren und der alle relevanten Themen inkludiert.
Das reicht vom Ausbau der Erneuerbaren über Regulierung und Effizienz oder Elektromobilität bis hin zu Forschungsprojekten. Noch nie hatten wir auf einem Kongress ein derart anspruchsvolles und spannendes Programm. Wie soll es danach weitergehen? Es ist viel in Bewegung und wir haben es jetzt in der Hand, strukturiert in die Umsetzung zu gehen. Die Energiewirtschaft ist startklar. Es sind nur zwölf Jahre Zeit bis 2030. Der Umbau des Energiesystems hat schon längst eingesetzt, aber es fehlen noch die politischen und administrativen Leitlinien, die den Rahmen für alle Maßnahmen bilden müssen. Die politischen Rahmenbedingungen müssen – wie angekündigt – bis Ende des Jahres definiert sein. Verzögerungen können wir uns nicht mehr erlauben.