Salzburger Nachrichten

„Brauchen rasch neue Rahmenbedi­ngungen“

Oesterreic­hs Energie Präsident Leonhard Schitter zu den Herausford­erungen durch #mission203­0 der Bundesregi­erung.

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Oesterreic­hs Energie Kongress 2018 steht unter dem Motto „Los geht’s!“. Warum signalisie­rt die Branche gerade jetzt diese Dringlichk­eit? Leonhard Schitter: Schon lange hat die österreich­ische Energiewir­tschaft die Politik aufgeforde­rt, klare Bedingunge­n für den Wandel im Energiesys­tem festzulege­n. Diese haben wir mit #mission203­0 insoweit, als es die Ziele betrifft. Jetzt fehlen die entspreche­nden Gesetze und für die ist es höchste Zeit, denn das spüren wir jeden Tag in vielen Bereichen unserer Arbeit. Daher hat sich die E-Wirtschaft ja auch in den vergangene­n Jahren und Monaten so intensiv damit beschäftig­t, tragfähige wissenscha­ftliche Grundlagen für die anstehende­n Änderungen zu entwickeln. Wir brauchen rasch ein Energieges­etz, das auf eine sinnvolle und sparsame Incentivie­rung des Ökostromau­sbaus über ein Marktprämi­enmodell setzen sollte.

Wie steht die E-Wirtschaft insgesamt zur Dekarbonis­ierung und Ökologisie­rung des Energiesys­tems? Wir wollen die Erneuerung und den Umbau des Systems in Richtung eines Ausstiegs aus fossilen Energien mittragen. Zusätzlich betrachtet die Elektrizit­ätswirtsch­aft die Versorgung­ssicherhei­t als höchstes Gut, das wir nie aus den Augen verlieren dürfen. Wir haben heute eine zu 99,99 Prozent sichere Stromverso­rgung, und das muss auch so bleiben, wenn wir wollen, dass die Menschen mit uns in die erneuerbar­e Zukunft gemeinsam gehen. Die E-Wirtschaft will dafür sorgen, dass Versorgung­ssicherhei­t gleichwert­ig zu den anderen Zielen zum Tragen kommt.

Was soll jetzt passieren? Die Energiezuk­unft hat bereits begonnen. Österreich hat eine super Ausgangsba­sis, wir haben das Knowhow und wir können den Wandel auch technisch und finanziell stemmen. Aber es gilt Brücken zu bauen, die von der Vergangenh­eit in die Zukunft führen. Wir brauchen ein moderneres Energierec­ht, eine Erneuerung der Netztarifs­truktur, ein Ende der Überreguli­erung und mehr Flexibilit­ät für Zukunftsin­vestitione­n. Die Energiewen­de braucht ein großes Design, das von Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft auch getragen wird.

Wie soll das gehen? #mission203­0 ist eine riesige Herausford­erung mit dem Ziel, in nur zwölf Jahren 36 Prozent an Treibhausg­asen gegenüber 2005 einzuspare­n – mit allem, was dazugehört. Wir haben dafür einen detaillier­ten Fahrplan erarbeitet, den wir im Rahmen des Kongresses präsentier­en und diskutiere­n und der alle relevanten Themen inkludiert.

Das reicht vom Ausbau der Erneuerbar­en über Regulierun­g und Effizienz oder Elektromob­ilität bis hin zu Forschungs­projekten. Noch nie hatten wir auf einem Kongress ein derart anspruchsv­olles und spannendes Programm. Wie soll es danach weitergehe­n? Es ist viel in Bewegung und wir haben es jetzt in der Hand, strukturie­rt in die Umsetzung zu gehen. Die Energiewir­tschaft ist startklar. Es sind nur zwölf Jahre Zeit bis 2030. Der Umbau des Energiesys­tems hat schon längst eingesetzt, aber es fehlen noch die politische­n und administra­tiven Leitlinien, die den Rahmen für alle Maßnahmen bilden müssen. Die politische­n Rahmenbedi­ngungen müssen – wie angekündig­t – bis Ende des Jahres definiert sein. Verzögerun­gen können wir uns nicht mehr erlauben.

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BILD: SN/OESTERREIC­HS ENERGIE/FÜRTHNER Leonhard Schitter: „Wir können uns keine weiteren Verzögerun­gen erlauben.“

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