Wieder die Herbst-Depression
In der Champions League hui, in der heimischen EBEL pfui: Die Red Bulls zeigen auch in diesem Saisonstart ihr fast traditionelles Doppelgesicht. Leider.
SALZBURG. Es ist nicht lange her, da lachten Salzburgs Eishockeyfans über den alten Schmäh: „Willst du den KAC an der Spitze sehen, musst du die Tabelle drehen.“Jetzt wird wohl allen Bullenfans dieser Scherz übel aufstoßen, denn die Startruppe hat es tatsächlich geschafft: das erste Wochenende der neuen Meisterschaft so zu verkorksen, dass die Mannschaft von Headcoach Greg Poss am Tabellenende steht. Als einziges punkteloses Team. In 120 Spielminuten gegen den KAC und Bozen liefen die Red Bulls 90:27 Min. einem Rückstand nach.
Die Schussbilanz (gegen Bozen 47:13, gegen KAC 33:23) lässt nur einen Kommentar zu, um einen historisch bekannten Tiroler zu zitieren: „Ach, wie schießt ihr schlecht!“
Dass bei wenigen Schüssen der Gegner und trotzdem sechs Gegentreffern die Torhüterbilanz desaströs ist, ist eine logische Folge: Michalek kam gegen den KAC auf eine inferiore Fangquote von 82,6 Prozent, Herzog gegen Bozen auf 84,6. Und die Gegenseite? Haugen (KAC) sehr gute 93,9, Irving (Bozen) gar auf ungewöhnliche 97,9 Prozent. Dabei muss aber angemerkt werden: Richtige „Monstersaves“waren beide Male keine dabei, so schlecht schossen die Bullen, entweder weit daneben, in die Menschenmauer (Bozen) vor dem gegnerischen Goalie oder dem genau auf den Körper.
Wie dieselbe Mannschaft zuletzt das schwedische Klasseteam Växjö Lakers bezwingen konnte, kann sich kaum jemand vorstellen, der diese Partie nicht sah.
Auch neutrale Beobachter stellten Sonntagabend in der Eisarena fest: „Unglaublich. Ein Duplikat vom April. Nichts anderes.“Denn trotz 14 neuer Spieler bei Bozen und fünf bei Salzburg blieben die Cheftrainer – und damit die Taktiken – genau gleich. Bozen mauert, Salzburg rennt planlos an.
Die Red Bulls lernten aus dem Finale im April nichts, zogen keine Schlüsse. Fanden kein Mittel, die Bozner Mauer auszuspielen. Stattdessen: Scheibe tief ins Drittel, nachrennen, in den Ecken festgenagelt werden, kein „tödlicher“Pass vors Tor. Und vor allem: 14 Spielminuten Überzahl gegen die Südtiroler ohne einen einzigen Treffer. Eigentlich müsste bei den Red Bulls schon der Alarm anschlagen, nicht nur wegen der Verletzten (Schiechl, Cijan, Rauchenwald, dazu Herburger und Trattnig vermutlich mehrere Wochen!). „Wir hatten viele Schüsse, viele Chancen, machten viel Druck, aber ohne Erfolg“, fasste Poss zusammen. Auch das hörten wir schon früher. Und nach dem Bozen-Spiel: „Wir haben heute nicht das, was wir hätten haben können.“Der Kampfgeist stimmte (das sah man bei vier Minuten Unterzahl am Stück im Schlussdrittel), aber der Coach hat recht, wenn er die „Starlinie“Herburger-VandeVelde-Hughes kritisiert, die bei beiden Treffern Bozens auf dem Eis war.
Das Freitagspiel gegen Znaim wurde verschoben, es geht Sonntag daheim gegen Linz weiter: also Heimspiel Black Wings, die mit einem mickrigen Zähler auch nicht superb starteten.
Die Herbst-Durststrecke sind Salzburgs Fans schon gewohnt.
Die Frage ist nur, wie lang heuer Herbst ist.