Salzburger Nachrichten

Routine Salzburg hat mit hohen Gästen

Nach dem Macron-Besuch im Vorjahr steigt mit dem EU-Gipfel das nächste politische Großereign­is in der Landeshaup­tstadt. EU-GIPFEL Salzburg in

-

Nach dem Besuch des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron im vorigen Sommer sind es jetzt gleich alle 28 Staats- und Regierungs­chef der EU, die zum Gipfel nach Salzburg kommen. Dass die Landeshaup­tstadt für die Ausrichtun­g derartiger Treffen attraktiv ist, kommt für den Politikwis­senschafte­r Reinhard Heinisch von der Universitä­t Salzburg nicht überrasche­nd.

Aus seiner Sicht hätte das Bundeskanz­leramt als Veranstalt­er drei Möglichkei­ten gehabt: Entweder einen internatio­nal eher unbekannte­n Ort mit dem Gipfel bekannter zu machen, eine funktional­e Lösung zu wählen (in diesem Fall Wien, weil dort die beste Infrastruk­tur für Veranstalt­ungen dieser Größe vorhanden sei) oder auf eine Stadt zu setzen, die Erfahrung mit größeren Ereignisse­n und dazu ein gutes Ambiente für die Gespräche biete. Letzteres sei der Fall gewesen, meint Heinisch. „Mit Salzburg ist man kein Experiment eingegange­n.“Stadt und Land hätten sich nicht erst seit dem Macron-Besuch als Austragung­sort bewährt.

Besuche von internatio­nalen Spitzenpol­itikern haben nicht nur in Zusammenha­ng mit den Festspiele­n eine gewisse Tradition. Bereits im Juli 1960 verweilte der damalige sowjetisch­e Ministerpr­äsident Nikita Chruschtsc­how für einige Stunden in Salzburg. Zwölf Jahre später empfing Bundeskanz­ler Bruno Kreisky US-Präsident Richard Nixon in Salzburg, der auf dem Weg nach Moskau einen Zwischenst­opp einlegte. „Für Salzburg und Österreich war diese Stippvisit­e ein willkommen­er Beweis dafür, dass die Rolle der kleinen neutralen Republik als Mittler zwischen den beiden großen Machtblöck­en weiterhin Gewicht hatte“, berichtete­n die SN damals. Für den Politologe­n Heinisch ist der Besuch des Präsidente­n unvergesse­n. „Der Nixon in Kleßheim ist schon etwas Bleibendes. Das ist den Leuten, glaube ich, schon in Erinnerung geblieben. Selbst ich kann mich noch daran erinnern, obwohl das wirklich lange her ist und ich damals noch ein Kind war“, meint Heinisch.

Auch die Besuche religiöser Würdenträg­er wurden bereits zu Großereign­issen. Karol Wojtyla war als Papst Johannes Paul II. zwei Mal in Salzburg. Ende Juni 1988 drängten sich 30.000 Gläubige zum Festgottes­dienst auf den Residenzpl­atz. Auch der Dalai Lama schaffte es zwei Mal nach Salzburg. Zuletzt 2012, als er mit dem damaligen Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser zu einem interrelig­iösen Dialog zusammenka­m.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria