Salzburger Nachrichten

„Barber Angels“schneiden Bedürftige­n die Haare

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

Margrit Resch klammert die Haare von Doris Berdl hoch. Zentimeter um Zentimeter fallen die grauen Haare zu Boden. Resch ist Friseurin in Itzling und zum vierten Mal für Barber Angels im Einsatz: „Ich will Gutes tun. Es ist nicht alltäglich, Bedürftige­n die Haare zu schneiden.“

Die Engel mit der Lederjacke waren am Montag im Verein Neustart Saftladen in Schallmoos, um „Stammkunde­n“zu frisieren. Sozialarbe­iter Martin Schmid meint damit Personen, die am Rand der Gesellscha­ft stehen, viele haben Hafterfahr­ung, viele sind arbeitslos oder psychisch erkrankt. „Es geht nicht nur um das Verschöner­n“, sagt Schmid, „sondern auch um die Berührung, den menschlich­en Kontakt.“

Kerstin Distler ist für die Organisati­on der Freiwillig­en zuständig. Am Anfang ihres Engagement­s waren es drei Friseure – und die Kunden kritisch. „Einer ist sogar gewarnt worden – es gebe nichts gratis auf der Welt.“Die Erfahrunge­n des Lebens hätten sie misstrauis­ch gemacht. Die Bedürftige­n kamen trotzdem, und auch die Zahl der Friseure wuchs auf mittlerwei­le 30 in ganz Österreich. „Wir wollen mit dem Haarschnit­t den Menschen Würde und Selbstvert­rauen geben.“

Die Haare von Doris Berdl sind kürzer, sie werden nun schön geföhnt. Sie sei öfter im Saftladen, erzählt sie. Und es sei ein super Gefühl, dass sich heute jemand um ihre Haare kümmere. „Die Friseurin Margrit ist so direkt, das gefällt mir“, sagt Berdl. „Ja“, sagt Margrit Resch, „wir sind hier alle so ein bisschen verrückt.“

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