Europa, der Katschthaler Hans & die Schermtax
„Geht heim in eure Dörfer!“, hat er einmal gesagt, der Katschthaler Hans. Und das Europa der Regionen, das hat er oft beschworen.
Es ist alles schon eine Zeit lang her. Da war der „Hons“, ein gebürtiger Embacher, Landeshauptmann von Salzburg. Irgendwann wurde der Ausdruck geprägt, er, der Katschthaler Hans, warat a „Schermtax“.
Was das ist? Der Begriff Schermtax stammt aus dem Salzburger Dialekt. Er beschreibt eine frei stehende Fichte mit ausladenden Ästen. Eine ordentliche Schermtax bietet Mensch und Tier Unterstand. Wenn es heiß ist, ist es unter den Ästen schattig und kühl. Wenn’s regnet, findet man trockenen Unterstand. Schutz in allen Lebenslagen also …
So eine Art Baum ist wie eine Art „Persönlichkeit“. Groß gewachsen und gut verwurzelt hält er/sie vielen Stürmen stand. Und er lässt sich nicht von jedem dahergelaufenen Windhaucherl verbiegen.
„Geht heim in eure Dörfer!“, hat der Hans Katschthaler einmal gesagt. Da war er Landeshauptmann und stand einer großen Zahl von Demonstranten gegenüber.
Die hatten im Chiemseehof gegen das Gewerbegebiet Brennhoflehen demonstriert. Na ja, statt Dörfern entstehen mittlerweile eher Satellitensiedlungen ohne Mitte irgendwo auf grünen Wiesen. Oft sehen sie aus wie Musterhausparks.
Dann, als das Thema EU aktuell wurde, beschwor Hans Katschthaler ein Europa der Regionen. Ein Europa, das aus seiner Vielfalt Stärke schöpft. Und dennoch eins und vital ist. Daraus ist leider nichts geworden. Europa hat Anwandlungen zum Einheitsbrei. Wobei: Eine Entsprechung oder einen Ersatz für Europa und die EU gibt es nicht. Aber besser werden, mehr Heimat bieten, das dürfte sie schon, bitte sehr, diese große, mächtige Einheit.
Eine starke Wirtschaft tut gut. Aber ihr allein alles unter- zuordnen nicht. Sprich Verkehr, sprich Zersiedelung, sprich Wohnraum, der für viele nicht mehr leistbar ist, weil Feriendomizile und versteckte Zweitwohnsitze die Preise ins Unendliche steigen lassen.
Anders gesagt: So eine richtige Schermtax ist Europa derzeit nicht. Vielleicht kann man den Damen und Herren Staatsoberhäuptern beim Salzburger EUGipfel den Begriff ja erklären und näherbringen. Vielleicht verstehen sie ihn. Er beschreibt, was sich viele wünschen, wenn sie an das Europa von morgen denken. Denn: Es darf nicht dazu kommen, dass wir Europa bei der Wahl 2019 extremen Rechten und Nazis überlassen.