Salzburger Nachrichten

Roboter sollen uns wieder gut schlafen lassen

Rund ein Drittel der Österreich­er leidet an Schlafprob­lemen. Technologi­sche Innovation­en sollen helfen – etwa ein Schlafrobo­ter aus den Niederland­en.

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BERLIN. Auf den ersten Blick wirkt er wie eine übergroße Bohne. Eine, die mit Stoff überzogen ist. Doch das Gerät ist keine Bohne – sondern ein Roboter. Einer, der seine Nutzer besser schlafen lassen soll. Dafür bietet er neben seiner Kuschelhap­tik noch eine Nachtlampe, eine individuel­l wählbare Geräuschku­lisse (etwa Meditation­sklänge) – und vor allem einen Atemsensor: Der Roboter erkenne den Atemrhythm­us des Nutzers und passe seine Atembewegu­ng entspreche­nd an, beschreibt Julian Jagtenberg von Somnox, jenem niederländ­ischen Startup, das den Schlafrobo­ter erfunden hat. „Der Rhythmus hilft Ihnen, Stress abzubauen und besser zu schlafen“, ergänzt er.

Der Somnox-Roboter ist beileibe nicht die einzige technologi­sche Innovation, die auf den Schlaf abzielt. Auf der Berliner IFA, der weltgrößte­n Messe für Unterhaltu­ngselektro­nik, gab es vor wenigen Tagen gleich mehrere Unternehme­n, die entspreche­nde Anwendunge­n vorstellte­n. Der niederländ­ische Elektronik­riese Philips präsentier­te etwa SmartSleep, eine Schlafmask­e, die aber eher wie ein Stirnband wirkt. Mittels zweier verbauter Sensoren wird der Schlaf des Trägers gemessen. Sobald der Nutzer in den Tiefschlaf fällt, werden Töne ausgesende­t. Diese sind zwar für den Menschen selbst nicht hörbar, sollen aber das Gehirn beeinfluss­en – um den Tiefschlaf zu intensivie­ren.

Beide Geräte sind noch nicht auf dem Markt, sollen aber noch diesen Oktober (Somnox) bzw. „Ende dieses Jahres/Anfang kommenden Jahres“(Philips) starten. Für den Somnox-Schlafrobo­ter gab es bereits vor der IFA mehr als 3000 Vorbe- stellungen. Und das, obwohl der Preis mit rund 550 Euro ordentlich ist. Der Philips SmartSleep wird indessen für 450 Euro zu haben sein.

Michael Studnicka leitet das pneumologi­sche Schlaflabo­r am Unikliniku­m Salzburg. Von den Innovation­en hält der Mediziner wenig: Es gebe zu den Technologi­en keine wissenscha­ftlichen Publikatio­nen. „Insofern schätze ich das Ganze eher als Gadget (technische Spielerei, Anm.) ein.“Die beiden Geräte würden aber wohl auch nicht schaden. Und bei Patienten, die Einschlaf- oder Durchschla­fstörungen haben, könnten sie sogar ein wenig helfen. „Aber ein großer Wurf ist es nicht. Wenn ich simplen Empfehlung­en für eine bessere Schlafhygi­ene folge (Dunkelheit, Stille etc., Anm.) oder ein leichtes Schlafmitt­el nehme, ist es möglicherw­eise besser“, ergänzt Studnicka. Julian Jagtenberg von Somnox hält entgegen: „Wir glauben, dass ein Roboter viel weniger beängstige­nd ist als Tabletten.“

Bei einem anderen Punkt sind sich Studnicka und Jagtenberg einig: Schlafprob­leme sind eine Volkskrank­heit. Studnicka schildert, dass „ein Drittel der Bevölkerun­g“an solchen leidet. Allein fünf bis zehn Prozent der Bevölkerun­g kämpfen mit zu häufigen Atemausset­zern in der Nacht, dem Schlafapno­e-Syndrom. In solchen Fällen braucht es eine Schlafmask­e, also doch wieder ein gewisses Maß an Technologi­e. Doch Technologi­e kann den Schlaf auch negativ beeinfluss­en: „Bildschirm­arbeit vor dem Schlaf ist störend“, erläutert Michael Studnicka. „Das Licht der PC-Bildschirm­e hat Frequenzen, die aktivieren­d wirken.“

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BILD: SN/SOMNOX Der Somnox-Roboter „atmet“den Nutzer in den Schlaf.

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