Salzburger Nachrichten

Es ging Schlag auf Schlag, aber alles lief nach Plan

Die Regierungs­chefs trafen am laufenden Band am Flughafen ein. Im Zentrum war untertags bis auf die Polizeiprä­senz wenig vom Gipfel zu spüren.

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„Es wirkt wie die Ruhe vor dem Sturm“, stellte Michael Sommer am frühen Mittwochna­chmittag fest. Der ZDFRedakte­ur, der mit einem Kameramann und einem Tontechnik­er aus Wien angereist ist, holte noch ein paar Stimmen von Salzburger­n zum EU-Gipfel ein.

Sommers Beobachtun­g traf es ganz gut. Vom bevorstehe­nden politische­n Großereign­is war zunächst nicht viel zu sehen. Ein Verkehrsch­aos blieb aus, in der Stadt tummelten sich wie gewohnt viele Touristen. Nur am Grünmarkt am Universitä­tsplatz ging es beschaulic­her zu, weil wegen des Abendessen­s in der Felsenreit­schule nur bis 14.30 Uhr geöffnet blieb. Einige seiner Kollegen seien gleich zu Hause geblieben, erzählte ein Obststandl­er. Die Schranne war bereits im Vorfeld abgesagt worden.

Vereinzelt sicherten Polizisten Straßen und Eingänge der Hotels, in denen die Staats- und Regierungs­chefs abstiegen. Nach und nach trafen die hochrangig­en Gäste am Salzburger Flughafen ein. Den Auftakt machte der portugiesi­sche Premiermin­ister António Costa. Seine Maschine setzte gegen acht Uhr auf der Landebahn auf. Nachdem er unter Blaulicht im Konvoi ins Hotel Stein gebracht worden war, nutzte Costa die Stunden bis zum informelle­n Abendessen in der Felsenreit­schule ausgiebig, um die Altstadt zu erkunden. Am Vormittag wurde er auf dem Balkon des Cafés Tomaselli gesichtet. Zu Mittag speiste der portugiesi­sche Regierungs­chef im Gastgarten der Blauen Gans am KarajanPla­tz.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hatte dafür keine Zeit: Er wurde gemeinsam mit dem finnischen Ministerpr­äsidenten als Letzter um 19 Uhr am Flughafen erwartet. „Der Flugplan ist rauf und runter gegangen“, hieß es von Flughafens­precher Alexander Klaus. Einige Flüge hätten sich verspätet oder verfrüht. Nur für die lettische Delegation verlief die Anreise völlig anders als geplant: Der Regierungs­chef und seine Entourage mussten wegen eines verpassten Fluges mit dem Auto aus Wien anreisen.

Hubert Weinberger, Leiter der Präsidiala­bteilung des Landes, war am Mittwoch bereits seit vier Uhr in der Früh auf den Beinen. Die Hotels der Staats- und Regierungs­chefs hätten sich regelrecht herausgepu­tzt. „Das wird eine Visitenkar­te für Österreich“, war sich Weinberger sicher. Erleichter­t zeigte er sich über das gute Wetter. „Die 600 Regenschir­me können im Lager bleiben.“Ein sternenkla­rer Himmel beim Digestif auf der Terrasse des Festspielh­auses galt als sicher. Nur der Empfang von EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker am Flughafen sei nicht nach Plan gelaufen: „Der Landeshaup­tmann wurde nicht geküsst“, scherzte Weinberger.

Für die Exekutive lief der Einsatz gemächlich an. In der Landespoli­zeidirekti­on ist das „Gehirn“des umfangreic­hen Sicherheit­seinsatzes untergebra­cht. Die Mitglieder des Einsatzsta­bes beobachten die Entwicklun­g der Lage über Monitore: Hier werden Informatio­nen eingeholt, Videoaufze­ichnungen gesichtet, Recherchen im Internet betrieben. „Da laufen alle Fäden zusammen, was den gesamten Einsatz betrifft“, sagte Einsatzlei­ter Bernhard Rausch.

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