Die Kluft nicht nur zwischen Allah und Cola
Steirischer herbst zeigte „The Iran Conference“von Ivan Vyrypaev.
Die Kaiserstatue in der Aula der Karl-Franzens-Universität ist durch ein blaues Banner verdeckt. „Iran Conference“steht darauf zu lesen. Es ist das Bühnenbild des gleichnamigen Theaterstücks des russischen Autors Ivan Vyrypaev. Eine fiktive, „dramatisierte Podiumsdiskussion“an der Universität Kopenhagen soll den Kampf zwischen „Allah und Coca-Cola“deutlich machen, gleitet aber alsbald in allgemeine Eröterungen über menschliche Werte, religiöse Orientierungen sowie in zwischenmenschliche Verbalscharmützel ab.
Acht Schauspieler spielen unterschiedlichen Berufsgruppen – vom evangelischen Pastor bis zur iranischen Dichterin und Nobelpreisträgerin, vom Politologen bis zum homophoben rechten Publizisten. Nicht alle treffen dabei exakt den auf wissenschaftlichen Konferenzen vorherrschenden Ton. Abseits dieses Glaubwürdigkeitsmankos: Der Text von Ivan Vyrypaev spielt mit Raffinesse und Ironie auf die Fragwürdigkeit des Expertentums ebenso an wie auf die Sinnhaftigkeit von intellektuellen Podiumsgesprächen. Das eigentliche Thema – die politische Lage im Iran sowie der Umgang des Westens mit diesem Land – verflüchtigt sich schon bald in einem Wust aus Egomanie, Floskelhaftigkeit, Anekdoten und Stellvertreterthemen. Zwei Stunden lang wird viel geredet, monologisiert und wenig gesagt. „The Iran Conference“ist ein entlarvender Beitrag zum medialen und politischen Dauerthema „Kampf der Kulturen“. Was tun, wenn die Worte nicht mehr verbinden?