220 Tote: Festnahmen nach Fährunglück
Die Schiffskatastrophe am Victoriasee hatte sich angekündigt. Kein Kapitän an Bord, dafür viel zu viele Passagiere.
Nach dem schweren Fährunglück auf dem Victoriasee in Tansania sind mehr als 220 Leichen geborgen worden. Präsident John Magufuli ordnete die Festnahme der Verantwortlichen an. Als Erster wurde der Kapitän der Unglücksfähre in Gewahrsam genommen, der sich nach Angaben des Staatschefs zum Zeitpunkt des Kenterns nicht an Bord befunden hatte. Der Kapitän habe das Ruder jemandem überlassen, der für das Führen eines Schiffes keine Ausbildung habe.
Als Hauptgrund für das Unglück nannte Magufuli die Überladung der Fähre. Bis Sonntagmittag konnten 217 Opfer identifiziert werden. Das brechend volle Schiff „MV Nyerere“war am Donnerstag auf dem größten See Afrikas unterwegs. Die Fähre war nur etwa 200 Meter von der Anlegestelle entfernt gekentert.
Zwei Tage nach dem Unglück wurde ein Überlebender gefunden. Es handele sich um einen Ingenieur der Fähre, er sei in kritischem Zustand. Nach ersten Schätzungen waren mehr als 300 Menschen an Bord, die exakte Zahl ist aber nicht bekannt. Ausgelegt war die Fähre für 101 Personen. Rund 100 Menschen wurden direkt nach dem Unglück am Donnerstag gerettet.
Um der Opfer zu gedenken, hatte Magufuli eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Die Regierung bot den Familien der Opfer je 500.000 Tansania-Schilling (etwa 186 Euro) als Kompensation an.
Die Rettungsarbeiten an der Fähre, die kieloben vor dem Ufer trieb, wurden von professionellen Tauchern unterstützt. Die Fähre werde geborgen, sobald alle Leichen her- ausgeholt seien. Die Fähre war 2014 in Auftrag gegeben und erst vor zwei Monaten renoviert worden. Unter anderem seien zwei neue Motoren eingebaut worden.
Papst Franziskus äußerte sich zutiefst traurig über die Katastrophe auf dem Victoriasee. Er drücke seine aufrichtige Solidarität mit denjenigen aus, die um ihre Liebsten trauern. UNO-Generalsekretär António Guterres sprach den Angehörigen der Opfer, der Regierung und den Bürgern des Landes sein Beileid aus.
Der Victoriasee liegt in Tansania, Uganda und Kenia. Tödliche Unfälle kommen auf dem See sowie vor der Küste immer wieder vor. Oft sind Boote und Fähren überfüllt. Erst im Vorjahr sank bei der Überfahrt auf Sansibar eine Fähre vor der Küste der beliebten Urlauberinsel. 160 Menschen kamen ums Leben.SN,dpa