Salzburger Nachrichten

Geplanter Ausbau von Spedition erzürnt Anrainer

Die Spedition Weiss will in Schallmoos erweitern. Die Anrainer protestier­en gegen eine geplante 7,5 Meter hohe Lärmschutz­wand, die Asphaltier­ung eines Biotops und fordern, dass die Firma weicht.

- STEFAN VEIGL

Dass in Schallmoos Wohn- und Gewerbegeb­iete eng beisammen liegen, führt seit Jahren zu Problemen. Jüngster Streitfall ist, dass die Spedition Gebrüder Weiss, seit 1986 in der Robinigstr­aße ansässig, um 20 Mill. Euro ausbauen will. Geplant ist ein Logistikla­ger mit im Endausbau 9000 m2. Außerdem sollen 6000 m2, die teils mit Bäumen und Sträuchern bewachsen sind, zu einem großteils asphaltier­ten Lkw-Abstellpla­tz werden. Das Projekt sei nötig, um die 180 Jobs am Standort zu sichern, heißt es. Noch sind die Pläne nicht fix. Der Gestaltung­sbeirat hat aber Wohlwollen signalisie­rt.

Die Anrainern in den 30 Einfamilie­nhäusern unweit des Areals sind aber entsetzt: Größter Aufreger ist eine geplante, 7,5 Meter hohe Lärmschutz­wand rund 20 Meter hinter ihren Gärten. Anrainer-Sprecherin Sylvia Hochreiter: „Ich finde es einen Wahnsinn, dass hier am Rande des Wohngebiet­s so eine Erweite- rung gemacht werden darf. Ich will nicht vom Garten aus auf eine Lärmschutz­wand schauen.“

Zweiter Kritikpunk­t ist, dass die Fläche für den Lkw-Abstellpla­tz seit 2017 als Biotop gewidmet ist, wie Landesumwe­ltanwalt Wolfgang Wiener bestätigt: „Es gibt dort verschiede­ne Eidechsen-Arten sowie Frösche und Wildbienen.“Denn die Natur habe sich die bislang ungenutzte Fläche, die von drei Seiten von Gleisen umschlosse­n ist, wieder zurückgeho­lt. Auf Vorschlag von Wiener wurden die Grundeigen­tümer zu Ausgleichs­maßnahmen verpflicht­et. Aktuell sei die Übersiedel­ung von Tieren und Pflanzen auf drei Ersatzfläc­hen bereits im Gange, sagt Wiener: „Unter diesen Bedingunge­n ist das Projekt für mich machbar.“

Den Anrainern reicht das aber nicht. Sie wollen das Logistikla­ger gänzlich verhindern, wie Felix Scherfler sagt: „So ein Betrieb mit einem Container-Terminal gehört aus der Stadt ausgesiede­lt.“Denn das Projekt bringe noch mehr Verkehr ins Wohngebiet, ergänzt Sabine Stürmer. Und durch die zusätzlich­e Versiegelu­ng der Fläche würde es in Schallmoos noch heißer werden, befürchtet Hochreiter.

Peter Schafleitn­er, Regionaldi­rektor bei Gebrüder Weiss, sagt: „Wir hatten bis dato kein Problem mit den Anrainern. Mein oberstes Ziel ist, dass das auch so bleibt.“Er betont aber auch, dass die Erweiterun­g mitten in einem seit Jahrzehnte­n gewidmeten Gewerbegeb­iet erfolge: „Wir machen im Oktober eine Infoverans­taltung für die Anrainer und werden schauen, dass wir alle Interessen unterbekom­men.“Schafleitn­er sagt, dass man die Pläne überarbeit­et habe und die lärmärmste­n Teile in Richtung der Anrainer umgruppier­t wor- den seien. Zur Lärmschutz­wand sieht er keine Alternativ­e: „Die ist durch ein Gutachten vorgeschri­eben.“Er wolle aber im Sinne der Anrainer die Wand teilweise mit Erde aufschütte­n und diese Fläche ebenso wie die Wand selbst bepflanzen: „Im Idealfall wird man am Ende von der Wand nicht mehr viel sehen.“Eine Absiedelun­g habe man geprüft: „Es gibt aber im Großraum Salzburg kein fünf Hektar großes Alternativ­grundstück für uns.“

Stadtrat Johann Padutsch (BL) spricht von einer „verzwickte­n Situation“: „Es ist ein alteingese­ssener Betrieb. Anderersei­ts ist bei der großen Fläche die Arbeitspla­tzdichte sehr gering. Aber es muss auch Platz für solche Betriebe geben.“Er verlangt aber eine Begrünung des Dachs. Weiters haben sich die Anrainer an Naturschut­zbund-Obmann Winfrid Herbst gewandt, um eine Rückwidmun­g des Biotops in Grünland zu erreichen. Herbst gibt sich aber abwartend: „Ob eine Rückwidmun­g sinnvoll ist, dazu fehlen mir noch die Grundlagen.“

„Wir müssen ausbauen, um die 180 Jobs hier zu halten.“Peter Schafleitn­er, Gebrüder Weiss

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BILD: SN/VEIGL Die Anrainer rund um Sylvia Hochreiter und Felix Scherfler (von links) laufen Sturm gegen den geplanten Bau eines Logistikla­gers.
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