„Wir lehren ein gewisses Auftreten“
Die Tourismusschule Klessheim hat einen neuen Direktor. Doch auch im Lehrplan soll sich einiges ändern – und Klassenzimmer verschwinden.
Leo Wörndl ist seit Anfang September Direktor der Tourismusschule Klessheim. Mit den SN sprach der 56-Jährige über Fünfsternehotels, Fachkräftemangel und darüber, was passiert, wenn in Bhutan Wahlen sind. SN: Herr Wörndl, 2016 wurde ein Zehn-Millionen-Neubau verschoben. Wie steht die Schule heute da? Wörndl: Wir haben damals ein Konzept für einen internationalen Campus eingereicht. Der Bund hat die internationale Schule aber in der Zaunergasse eingerichtet. Wir bauen nun eine neue Tourismusschule. Die Wirtschaftskammer stellt 13 Mill. Euro bereit, das Land hat Unterstützung signalisiert und mit dem Bund reden wir. Ich bin zuversichtlich, dass es klappen wird. SN: Was steht im neuen Konzept? Wir wollen offene Lernformen umsetzen. Es soll sich nicht mehr Klassenzimmer an Klassenzimmer reihen, sondern Platz für gemeinschaftliche Projektarbeiten geben. Manche Teile der Schule sind aus 1975 – mit dem Grundriss können wir keine neuen Lernformen einführen. SN: Neue Lernformen heißt kein Stundenplan? Der Stundenplan weicht sich auf. Wir werden klassenübergreifend in Gruppen arbeiten und etwa das touristische Konzept einer Gemeinde planen – oder einen Event im Kavalierhaus. Eine Gruppe macht Werbung, eine Kalkulation, eine Gastronomie. Eine Schülerin betritt das Direk- torenzimmer, sie serviert Cappuccino mit perfektem Schaum. SN: Was ist das Wichtigste, das man hier lernt? Der Stil. Sie sehen ja die junge Frau. Wir vermitteln ein gewisses Auftreten, das sie zudem in Praktika lernen: Meine Tochter war etwa zwölf Wochen in Irland. Wir haben viele Partnerbetriebe im Ausland – und holen uns jährlich 120.000 Euro an Erasmus-PlusMitteln, mit denen die Schüler ihr Gehalt aufstocken können. SN: Kann Klessheim etwas für „normale“Gastronomen tun, die kein Personal finden? Vor Kurzem habe ich einen Absolventen in New York besucht, der dort in der Spitzengastronomie arbeitet. Ich habe ihn gefragt, wo er sich in zehn Jahren sieht. Die Antwort: In zehn Jahren habe ich daheim in Mondsee den Betrieb übernommen. Die wenigsten bleiben auf ewig weg. SN: Dennoch brauchen die Betriebe Köche und Kellner. Ja. Aber wenn Sie mit der Schülerin von vorhin reden, wird sie Ihnen sagen, dass das keine Option war. Die Alternative zu Klessheim ist HAK oder Gymnasium. SN: Jeder will Matura. Für die dreijährige Ausbildung finden wir kaum Schüler. Wir haben kürzlich aber einen Versuch in Bad Hofgastein gestartet: Meisterklasse Kulinarik, drei Jahre. Andreas Döllerer schickt jeden Montag einen Haubenkoch für ein Seminar. Das kommt gut an. SN: Brauchen wir so viele Top-Gastronomen und Hotelmanager? Absolventen finden schnell einen