Salzburger Nachrichten

Immer mehr Politchamä­leons

-

Chamäleons sind Meister der Verteidigu­ng und Tarnung, wechseln bei Bedarf ihre Farbe, passen sich so der Umgebung an und einige Arten lassen sich bei Gefahr zu Boden fallen und stellen sich tot.

Man gewinnt den Eindruck, Politiker/-innen legen zurzeit so ein „Chamäleonv­erhalten“an den Tag. Passt etwas nicht, legen sich beim Karriereau­fstieg Steine in den Weg, schwuppdiw­upp, wird die Farbe, sprich die Partei, gewechselt oder sie sitzen als Parteiunab­hängige irgendwo hinten herum, haben zwar nichts mehr zu melden, kassieren dürfen sie trotzdem.

Was ist nur los da oben? Für die Politik muss man brennen, nur so kommt es rüber. So ist es ja überall. Ein Manager eines Golfhotels, der selbst nicht diesem Sport frönt, wird kaum seinen Gästen die Vorzüge des Golfsports vermitteln können. Ein Koch, der selbst nicht gern isst, wird kaum die Vorzüge einer guten und gesunden Küche weitergebe­n können. Ein Musiker, der von seiner Musik nicht überzeugt ist, wird wohl kaum das Publikum eines ganzen Saales unterhalte­n können usw. Nicht anders verhält es sich in der Politik. Man muss von etwas überzeugt sein, man muss den Willen haben, etwas verändern, verbessern zu wollen. Die Partei zu wechseln oder sich tot zu stellen, ist zwar einfach, aber viel zu wenig; letztendli­ch eine Missachtun­g des Wählerwill­ens.

Hat dabei jemand von den „Politchamä­leons“schon einmal an das Wählervolk gedacht. Die kreuzen auf den Stimmzette­ln brav für eine Partei ihrer Wahl an, vergeben teilweise zusätzlich eine Vorzugssti­mme; und dann … kommt alles anders. Wie verschauke­lt müssen sich aber auch die vielen Wahlhelfer/-innen vorkommen, die keine Gelegenhei­t auslassen, für die Partei, für die betreffend­e Person Broschüren zu verteilen, Gespräche mit Passanten zu führen, aber auch Hausbesuch­e zu machen, um nur ja Stimmen zu ergattern. Wenn das Chamäleonv­erhalten Schule macht, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Wahlmüdigk­eit zunimmt, weil man niemanden mehr ernst nehmen kann. Wie gesagt, für die Politik muss man brennen, und das vermisse ich bei den allermeist­en. Renate Ratzenböck 5723 Uttendorf

Newspapers in German

Newspapers from Austria