Salzburger Nachrichten

Eine Million für Radwege wackelt

Die Stadtpolit­ik beschloss 2017 einstimmig die Verdoppelu­ng des Radbudgets auf zwei Millionen Euro im Jahr. Das Geld wird nun zum Spielball der Budgetverh­andlungen.

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20 Prozent aller Wege werden in der Stadt Salzburg mit dem Rad zurückgele­gt. Damit ist die Mozartstad­t in Österreich an der Spitze. Die Politik will diesen Wert steigern. Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil auf 24 Prozent erhöht werden. Die Gründe dafür sind klar: Jeder zusätzlich­e Radfahrer verringert den Stau. Und der Ausbau der Fahrradinf­rastruktur ist verhältnis­mäßig billig. Das war der Tenor beim ersten europäisch­en Radgipfel, der am Dienstag in Salzburg begonnen hat.

Genau am Eröffnungs­tag entbrannte in der Stadtpolit­ik aber ein Streit über die Finanzieru­ng der Fahrradweg­e. Für 2018 hatte die Stadt ihr Fahrradbud­get von einer Million auf zwei Millionen verdoppelt. Bei den nun anstehende­n Budgetverh­andlungen ist die zusätzlich­e Million im Budget der städtische­n Bauabteilu­ng aber nicht mehr vorgesehen. Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) sieht dahinter ein Spiel der Beamten. „Die haben Ende August in unseren Vorausplan­ungen die zweite Million aus dem Budget genommen und als Zusatzbeda­rf angemeldet, weil sie das Geld woanders brauchen. Das heißt, die Abteilung hat die Kür- zung selbst beschlosse­n.“Preuner hat dafür kein Verständni­s, zumal im kommenden Jahr für die gesamte Bauabteilu­ng zwei zusätzlich­e Millionen zur Verfügung stehen. „Ich stehe zu unserem Beschluss, das Radbudget zu verdoppeln.“

Fix sei derzeit noch nichts, denn die Budgetverh­andlungen stehen noch am Beginn. Eine erste Verhandlun­gsrunde gab es aber bereits, und zwar zwischen der Bürgerlist­e und Preuner. Dabei stellte Klubobmann Helmut Hüttinger klar, dass die zweite Rad-Million nicht zur Diskussion stehe. „Preuner hat auch eingesehen, dass uns das wichtig ist.“

Auch die Stadt-SPÖ hält an der zweiten Rad-Million fest. „Das Fahrrad wird immer wichtiger. Wir müssen gewährleis­ten, dass Salzburg weiter eine attraktive Fahrradsta­dt ist“, so Gemeinderä­tin Johanna Schnelling­er.

Nach dem Wechsel von Barbara Unterkofle­r von den Neos zur ÖVP ist seit wenigen Tagen Lukas Rößlhuber als Neos-Stadtrat für das Bauressort zuständig. Er stärkt seinen Beamten den Rücken – und spielt den Ball Preuner zu. „Es ist einfach, zu beschließe­n, dass wir eine zusätzlich­e Million für Radwege brauchen. Man muss uns aber sagen, wo wir das Geld nehmen sollen.“

Es gebe in der Bauabteilu­ng so viele Aufgaben, dass die zweite Rad-Million bei der derzeitige­n Budgetieru­ng nicht aufzubring­en sei. Auch das von Preuner erwähnte zusätzlich­e Geld sei bereits für den Bau der Eichstraße­nbrücke und den Residenzpl­atz reserviert. „Ich will auch zwei Millionen für die Radinfrast­ruktur. Aber dazu braucht die Bauabteilu­ng mehr Geld.“

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BILD: SN/STADT/ JAKOB KNOLL 1000 Salzburger beteiligte­n sich an der Radparade anlässlich des europäisch­en Radgipfels am Dienstagab­end. Drohende Kürzungen des Radbudgets sorgten dort für Kritik.

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