Salzburger Nachrichten

SPÖ kommt nicht zur Ruhe

Nach dem Umbau der Parteispit­ze durch die neue Chefin Pamela Rendi-Wagner richten einander die Genossen Unfreundli­chkeiten aus.

- WIEN. mars

In der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraß­e geht es hektisch zu. Und wenn man den spärlichen Informatio­nen, die nach außen dringen, Glauben schenken darf, wird sich das auch in den kommenden Tagen nicht ändern.

So hat man alle Hände voll damit zu tun, die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner gegen Vertreter der Landespart­eien zu verteidige­n. Allen voran die steirische­n Genossen sind sauer. Der Grund: Der Steirer und Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher wurde von der neuen SPÖChefin abgesetzt und gegen Thomas Drozda ausgetausc­ht.

Offiziell respektier­en die Landesorga­nisationen die Personalho­heit der neuen Bundesvors­itzenden, dennoch brodelt es in den Bundesländ­ern. Am drastischs­ten kritisiert­e die steirische Landtagsab­geordnete Michaela Grubesa, die auch im Bundesvors­tand sitzt, die Parteispit­ze. Sie schrieb auf Facebook, dass zumindest ein Danke an Lercher für seine Verdienste angebracht gewesen wäre. Den neuen Bundesgesc­häftsführe­r Drozda beschrieb sie als „Akademiker im Anzug“, und der Großteil der Partei könne nicht verstehen, warum Drozda einen Steirer in Jeans ersetze, der den Portier mit „meine Verehrung“grüße und auch „einfache Menschen außerhalb der Wiener Ringstraße“anspreche. „Mit Verlaub, Thomas: Du BIST ein BOBO !!!! Aber hey, manche sind große Menschen, manche sind Menschen aus der großen Stadt“, so Grubesa.

Drozda wollte die harsche Kritik am Donnerstag nicht kommentier­en. Er möchte Grubesa nichts über die Medien ausrichten, hieß es aus der SPÖ-Parteizent­rale. Zwecks Klärung der Differenze­n werde er das persönlich­e Gespräch mit der steirische­n Parteikoll­egin suchen.

Fast schon beschwicht­igend wirkt die Botschaft, die Rendi-Wagner wenige Stunden später ebenfalls über die sozialen Medien verbreitet­e: „Danke für eure Unterstütz­ung!“war dort zu lesen. Die neue SPÖ-Chefin setzte am Donnerstag ihre Strategie fort, sich Fragen der Medien vorerst nicht zu stellen. Erst für das Wochenende werden erste Interviews Rendi-Wagners erwartet, am Samstag hält die neue SPÖChefin am Parteitag der SPÖ Niederöste­rreicher eine erste Rede. Auch der abgesetzte Bundesgesc­häftsführe­r Lercher meldete sich über Facebook am Donnerstag zu Wort: „Die letzten Stunden waren nicht leicht für mich. Ich war voller Leidenscha­ft Bundesgesc­häftsführe­r und ich wäre es auch gerne geblieben.“Aber: „Wir haben eine großartige Vorsitzend­e und eine Chefin sucht sich selbst ihr Team“, erklärt er weiter. „Das ist für mich kein Grund zur Verbitteru­ng und es sollte auch für euch keiner sein. Denn Verbitteru­ng schadet unserer Sache.“Das Angebot an Lercher, in den steirische­n Landtag zurückzuke­hren, soll er bereits dankend abgelehnt haben

Weniger beschwicht­igend kommentier­te Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig die neue Parteichef­in: „Jeder muss sich in der Praxis beweisen. Sie ist sehr sympathisc­h und kompetent, jetzt muss sie auch auf die Leute zugehen.“Die Wiener SPÖ sei als „loyale Organisati­on“bekannt, „aber wir wollen auch etwas“. Zuvor hatte Ludwig zu bedenken gegeben, dass sich die neue SPÖObfrau durch die Doppelfunk­tion von Partei- und Klubvorsit­z zu viel Arbeit und eine „sehr starke persönlich­e Belastung“aufbürde.

 ?? BILD: SN/APA/FOHRINGER ?? Max Lercher: Der 32-Jährige wechselte erst im Dezember 2017 als Bundesgesc­häftsführe­r aus der Steiermark nach Wien und galt als Zukunftsho­ffnung. Die neue Chefin hat ihn abgesetzt.
BILD: SN/APA/FOHRINGER Max Lercher: Der 32-Jährige wechselte erst im Dezember 2017 als Bundesgesc­häftsführe­r aus der Steiermark nach Wien und galt als Zukunftsho­ffnung. Die neue Chefin hat ihn abgesetzt.

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