„Der Aschenbecher Europas“
Ab kommender Woche kann jeder beim „Don’t smoke“-Volksbegehren für eine rauchfreie Gastronomie unterschreiben. Wie die Gewerkschaft Arbeitnehmer schützen will.
591.146 Unterstützungserklärungen wurden bereits abgegeben, von 1. bis 8. Oktober werden es noch einmal mehr: Wer seine Stimme für eine rauchfreie Gastronomie abgeben möchte, kann „Don’t smoke“, das Volksbegehren von Ärztekammer und Krebshilfe, ab kommendem Montag unterschreiben.
Vor dem Start der Eintragungswoche rief etwa die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) zur Unterschrift auf. „Alle 41 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch durch Auswirkungen des Tabakrauchs“, sagte NÖGKK-Generaldirektor Jan Pazourek. Während in anderen europäischen Ländern der Anteil der Raucher rückläufig sei, liege er in Österreich „leider auf hohem Niveau stabil“. „Österreich hat den Ruf, der Aschenbecher Europas zu sein.“
Kritik an der hohen Raucherquote in Österreich und am wenig effektiven Nichtraucherschutz übte indes der australische Public-HealthExperte Michael Moore in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Immerhin: In Österreich rauchen so viele 15-Jährige wie nirgends sonst in der EU.
Moore berichtet von einem Studenten, den er bei sich zu Hause im Rahmen eines Austauschprogramms aufgenommen habe. Über dessen Gesundheit und die seiner Familie zeigte der Australier sich höchst besorgt. „Tabak ist das einzige Produkt, das bei entsprechendem Gebrauch zwei Drittel seiner regelmäßigen Konsumenten tötet. “Und: „Es ist traurig, dass ein wunderbares Land wie Österreich weiterhin ein derart großes Tabakproblem hat.“
„Don’t smoke“kann ab kommendem Montag in jeder Gemeindebehörde, aber auch per Handysignatur oder Bürgerkarte unterzeichnet werden. Unterschreiben dürfen österreichische Staatsbürger, die mit Stichtag 27. August 16 Jahre alt waren. Mit dem Thema Rauchen beschäftigt sich aktuell auch die Gewerkschaft vida. Sie stellte ihre neue Kampagne „Kein Rauch im Wirtshaus“vor. Alle Arbeitnehmer hätten laut Arbeitnehmerschutzgesetz das Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz – nur die Mitarbeiter in der Gastronomie nicht. Sie würden behandelt wie „Menschen zweiter Klasse“, so Berend Tusch, Vorsitzender des vidaFachbereichs Tourismus. Eine Trennung in Raucher- und Nichtraucherbereich funktioniere nicht. Vida und Arbeiterkammer unterstützen das Volksbegehren deshalb intensiv mit Aktionen.
„Alle 41 Minuten stirbt ein Österreicher durch Tabakrauch.“ Jan Pazourek, NÖGKK