Salzburger Nachrichten

Verführung aufs Land

- HEDWIG.KAINBERGER@SN.AT

Es gibt tiefsinnig­ere Bedürfniss­e, als Ende September die ersten Weihnachts­kripperl und leuchtende­n Tannenbäum­e anzuschaue­n. Auch wer sich zum 200-Jahr-Jubiläum eines Liedes dazu ein Herz nehmen wollte, dem hat eine monatelang­e Stille-NachtPropa­ganda das Gemüt dazu möglicherw­eise ramponiert.

Doch ist die am nächsten Wochenende zu eröffnende Landesauss­tellung in dreierlei Hinsicht zu loben. Erstens verführt seit Langem eine Landesauss­tellung wieder aufs Land – weg von der sowieso gut besuchten Hauptstadt. Zweitens: Bereits mehrmals haben Regionalmu­seum inhaltlich zusammenge­arbeitet, etwa mit Ausstellun­gen über napoleonis­che Kriege, Ersten Weltkrieg und 1816. Nun wird eine überregion­ale Kooperatio­n in Organisati­on und Vermarktun­g strukturie­rt: Alle neun Schauplätz­e sind mit einem Kombiticke­t um 18 Euro zu besuchen.

Drittens: Wer sich auf die Rundreise begibt, kann einige frisch sanierte, neu gestaltete Museen erkunden und anhand der Geschichte dieses Liedes manches erfahren, was in keiner gängigen Landesgesc­hichte über Macht, Politik und Erzbischöf­e steht: vom Leben, Lernen und Singen einfacher Leute, vom Wirken eines Volksschul­lehrers in Wagrain wie vom dortigen Bergbau, von Salzschiff­ern in Oberndorf und von der einzigarti­gen Wallfahrt in Mariapfarr. Auch wer das derzeit überlastet­e Weihnachts­lied bis 24. Dezember ausblenden mag, kann Fasziniere­ndes entdecken.

Und, vielleicht tröstet das: Es gibt ja keine Singpflich­t.

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Hedwig Kainberger

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