Verführung aufs Land
Es gibt tiefsinnigere Bedürfnisse, als Ende September die ersten Weihnachtskripperl und leuchtenden Tannenbäume anzuschauen. Auch wer sich zum 200-Jahr-Jubiläum eines Liedes dazu ein Herz nehmen wollte, dem hat eine monatelange Stille-NachtPropaganda das Gemüt dazu möglicherweise ramponiert.
Doch ist die am nächsten Wochenende zu eröffnende Landesausstellung in dreierlei Hinsicht zu loben. Erstens verführt seit Langem eine Landesausstellung wieder aufs Land – weg von der sowieso gut besuchten Hauptstadt. Zweitens: Bereits mehrmals haben Regionalmuseum inhaltlich zusammengearbeitet, etwa mit Ausstellungen über napoleonische Kriege, Ersten Weltkrieg und 1816. Nun wird eine überregionale Kooperation in Organisation und Vermarktung strukturiert: Alle neun Schauplätze sind mit einem Kombiticket um 18 Euro zu besuchen.
Drittens: Wer sich auf die Rundreise begibt, kann einige frisch sanierte, neu gestaltete Museen erkunden und anhand der Geschichte dieses Liedes manches erfahren, was in keiner gängigen Landesgeschichte über Macht, Politik und Erzbischöfe steht: vom Leben, Lernen und Singen einfacher Leute, vom Wirken eines Volksschullehrers in Wagrain wie vom dortigen Bergbau, von Salzschiffern in Oberndorf und von der einzigartigen Wallfahrt in Mariapfarr. Auch wer das derzeit überlastete Weihnachtslied bis 24. Dezember ausblenden mag, kann Faszinierendes entdecken.
Und, vielleicht tröstet das: Es gibt ja keine Singpflicht.