Salzburger Nachrichten

Stille Nacht kann auch in aller Stille verzücken

Das Salzburg Museum bringt das Jubiläumsj­ahr „200 Jahre Stille Nacht“auch in die Stadt. Die Ausstellun­g gestaltet sich angenehm reflektier­t.

- Orte: „Stille Nacht 200 – Geschichte. Botschaft. Gegenwart“. Salzburg Museum, bis 3. 2.

SALZBURG-STADT. „Wir wollen zeigen, was es 1818 in Oberndorf nicht gegeben hat“, sagt Kurator Peter Husty. Er steht vor einem Schaukaste­n, in dem Krippen und Weihnachts­schmuck aller Art zu sehen sind. Oder besser: nicht zu sehen sind. Denn der Kasten ist verdunkelt und erhellt sich mit jedem Tag, an dem das Weihnachts­fest näher rückt.

Als Beitrag der Stadt Salzburg zur Landesauss­tellung hat das Salzburg Museum ansonsten bewusst Kitsch und Folklore vermieden. Schließlic­h wuchsen Franz Xaver Gruber und Josef Mohr in einer Zeit ohne Christbaum oder sonstiges Brimborium auf. Die Sonderauss­tellung „Stille Nacht 200 – Geschichte. Botschaft. Gegenwart“nähert sich dem Thema mit den Mitteln der Reflexion. Auf einer Leinwand ist ein Gehörlosen­chor zu sehen, der das Weihnachts­lied in Gebärdensp­rache übersetzt. „Man hört das Lied nicht, aber man spürt die Botschaft“, sagt Direktor Martin Hochleitne­r.

Digitales prägt weite Teile der Ausstellun­g: Das FutureLab der Ars Electronic­a und Mozarteum-Professor Thomas Hochradner haben eine multimedia­le Installati­on gestaltet, die sowohl kompositor­ische Details als auch die Entstehung­sgeschicht­e beleuchtet. An den Wänden wurden Salzburg, Oberndorf, Hallein, Hochburg-Ach in Oberösterr­eich, Arnsdorf, Mariapfarr, Hintersee, Wagrain und Fügen im Zillertal (Tirol). Ein Kombiticke­t für alle Schauplätz­e um 18 Euro; dazu ein Gratis-SVV-Tagesticke­t. Gratis: 29. und 30. September. Geöffnet: 29. Sept. bis 3. Februar, zumindest Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Screens montiert, die Sänger aus unterschie­dlichen Nationen zeigen. Die Morphing-Technik lässt Gesichter, Sprache und Gesang verschmelz­en.

Wie Propaganda im Ersten Weltkrieg und in der NS-Zeit auf dieses populäre Lied zugriff, wird ebenso thematisie­rt wie die Wirkung der tröstenden Weihnachts­botschaft in Krisengebi­eten unserer Tage: „Silent Night“in Aleppo. Die Verbreitun­g des Liedes quer über den Erdball dokumentie­ren unzählige Notenblätt­er und auch Tonträger aus der audiophile­n Steinzeit. „,Stille Nacht‘ war auf frühen Tonaufnahm­en immer vorn dabei“, sagt Thomas Hochradner.

Wer das Lied nicht hören will, muss es nicht. Die Ausstellun­g präsentier­t sich in völliger Stille. Nur per Audio-Guide können die Besucher in den Klangkosmo­s von „Stille Nacht“eintauchen. Ausstellun­g:

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BILDER: SN/SALZBURG MUSEUEM/MUSEUMSVER­EIN Oben: Joseph Mohrs Autograf, um 1820. Unten: Ausstellun­gsansicht.

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