Stille Nacht kann auch in aller Stille verzücken
Das Salzburg Museum bringt das Jubiläumsjahr „200 Jahre Stille Nacht“auch in die Stadt. Die Ausstellung gestaltet sich angenehm reflektiert.
SALZBURG-STADT. „Wir wollen zeigen, was es 1818 in Oberndorf nicht gegeben hat“, sagt Kurator Peter Husty. Er steht vor einem Schaukasten, in dem Krippen und Weihnachtsschmuck aller Art zu sehen sind. Oder besser: nicht zu sehen sind. Denn der Kasten ist verdunkelt und erhellt sich mit jedem Tag, an dem das Weihnachtsfest näher rückt.
Als Beitrag der Stadt Salzburg zur Landesausstellung hat das Salzburg Museum ansonsten bewusst Kitsch und Folklore vermieden. Schließlich wuchsen Franz Xaver Gruber und Josef Mohr in einer Zeit ohne Christbaum oder sonstiges Brimborium auf. Die Sonderausstellung „Stille Nacht 200 – Geschichte. Botschaft. Gegenwart“nähert sich dem Thema mit den Mitteln der Reflexion. Auf einer Leinwand ist ein Gehörlosenchor zu sehen, der das Weihnachtslied in Gebärdensprache übersetzt. „Man hört das Lied nicht, aber man spürt die Botschaft“, sagt Direktor Martin Hochleitner.
Digitales prägt weite Teile der Ausstellung: Das FutureLab der Ars Electronica und Mozarteum-Professor Thomas Hochradner haben eine multimediale Installation gestaltet, die sowohl kompositorische Details als auch die Entstehungsgeschichte beleuchtet. An den Wänden wurden Salzburg, Oberndorf, Hallein, Hochburg-Ach in Oberösterreich, Arnsdorf, Mariapfarr, Hintersee, Wagrain und Fügen im Zillertal (Tirol). Ein Kombiticket für alle Schauplätze um 18 Euro; dazu ein Gratis-SVV-Tagesticket. Gratis: 29. und 30. September. Geöffnet: 29. Sept. bis 3. Februar, zumindest Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Screens montiert, die Sänger aus unterschiedlichen Nationen zeigen. Die Morphing-Technik lässt Gesichter, Sprache und Gesang verschmelzen.
Wie Propaganda im Ersten Weltkrieg und in der NS-Zeit auf dieses populäre Lied zugriff, wird ebenso thematisiert wie die Wirkung der tröstenden Weihnachtsbotschaft in Krisengebieten unserer Tage: „Silent Night“in Aleppo. Die Verbreitung des Liedes quer über den Erdball dokumentieren unzählige Notenblätter und auch Tonträger aus der audiophilen Steinzeit. „,Stille Nacht‘ war auf frühen Tonaufnahmen immer vorn dabei“, sagt Thomas Hochradner.
Wer das Lied nicht hören will, muss es nicht. Die Ausstellung präsentiert sich in völliger Stille. Nur per Audio-Guide können die Besucher in den Klangkosmos von „Stille Nacht“eintauchen. Ausstellung: