Salzburger Nachrichten

Bei K, i, c, k und l lässt sich nichts verniedlic­hen

- WWW.SN.AT/FLIEHER

Lest und fürchtet euch nicht. Ihr landet bestimmt nicht auf einer Liste von Konsumente­n gewisser, unliebsame­r Medien. Es wurde beteuert, dass es diese Liste gar nicht gibt, obwohl es eine E-Mail gibt, in der sich das anders liest. Aber was ist eine ausgedruck­te E-Mail gegen das gesprochen­e Wort eines Politikers? Aber es geht jetzt eh nicht um den Innenminis­ter. Die Buchstaben seines Namens passen bloß so perfekt. Es vergeht seit Langem keine Woche, in der nicht jemand mailt, dass die Verrohung der Sprache rasend galoppiert. Hasspostin­gs. Untergriff­e. Rustikalis­ierung und Vergewalti­gung der Sprache. In unserem Fall ist es nur die Kombinatio­n von „K“und „ck“mit dem scharfen Vokal „i“. Am Ende rettet ein lässiges, verniedlic­hendes „l“den harten Klang auch nicht. Es gibt, so lässt sich schließen, Buchstaben­kombinatio­nen, die sich Verweichli­chung und Verniedlic­hung widersetze­n. Gefahr droht nämlich nicht allein wegen Rohheit.

Wenn einer niedlich „Basti“gerufen wird, klingt ja mit, er könne nichts Böses wollen. Und andere heißen Pamela – weiche Vokale, breite Konsonante­n. Und da hat kürzlich einer in einer TV-Talkrunde ein „die Pam“daraus gemacht, so als hätte er sie grad noch geküsst zum Abschied. Da erwachen Erinnerung­en an selige Fernsehzei­ten in Dallas. Da hieß Bobby Ewings Frau auch Pam, war ein kleines Naivchen und ihr Auftrag simpel: schön, sexy, wenig G’wand. Nun ist diese neue Pamela aber SPÖ-Parteivors­itzende und kennt sich mit Tropenmedi­zin aus. Da klingt ein „die Pam“wie der Versuch, jemanden kleiner (was dann gern mit volksnäher, also wählertaug­lich verwechsel­t wird) zu machen, als sie ist. Dieses Problem besteht bei der Buchstaben­kombinatio­n K, i, c, k und l naturgemäß nicht.

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Bernhard Flieher

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