Designierte SPÖ-Chefin
Ich möchte vorausschicken, dass ich als jahrzehntelanger Abonnent der „Salzburger Nachrichten“Andreas Koller aufgrund seiner ausgewogenen Berichterstattung sehr schätze und der Auffassung bin, dass er einer der besten innenpolitischen Journalisten Österreichs ist. Umso mehr hat mich seine provokante Headline auf der Seite 3 in den „Salzburger Nachrichten“vom 22. September mit dem Wortlaut überrascht, „Eine Seuchenexpertin soll die SPÖ kurieren“.
Wenn man bösartig wäre, könnte man die Schlagzeile dahingehend interpretieren, dass die mittlerweile 130 Jahre alte, stolze Sozialdemokratie und größte Oppositionspartei im Lande, abgesehen von den Chaostagen der jüngsten Ver- gangenheit, zusätzlich von einer Seuche befallen wurde. Soviel ich informiert bin, ist Pamela Rendi-Wagner promovierte Tropenmedizinerin und darüber hinaus Expertin für Impf-Prävention, Reisemedizin und Infektionsepidemiologie.
Der Befund, dass die zerstrittene SPÖ kuriert gehört und künftig geschlossen auftreten sollte, um Erfolg zu haben, ist zweifellos richtig. Aus meiner Sicht ist es aber gegenüber der Sozialdemokratie schon einigermaßen unfair, die designierte SPÖ-Chefin abwertend als „Seuchenexpertin“zu bezeichnen.
Ich persönlich hätte mir die provokante Schlagzeile eher in der Boulevardpresse erwartet, und nicht in einer Qualitätszeitung, wie sie die SN zweifellos sind. Herbert Stocker SPÖ-Gemeinderat der Stadt Salzburg a. D.