Salzburger Nachrichten

Den Sommer verlängern

Ein Mercedes zum Kokettiere­n mit dem Wind. In einem Cabriolet der E-Klasse spielt die Außentempe­ratur nur eine untergeord­nete Rolle.

- OTHMAR BEHR

Wir haben es mit einem Cabriolet zu tun. Der Begriff Cabrio wäre zu schnöde für die oben offene E-Klasse. Mercedes zeigt, was möglich ist. Das Auto überlistet Luftströme und Außentempe­raturen. Es setzt sich souverän über Unzulängli­chkeiten der Fahrbahn hinweg. Es greift selbsttäti­g korrigiere­nd ein, wenn eine Situation brenzlig zu werden droht. Ob Motorkraft, Lenkrad, Sitze, Display oder Luftausläs­se der Klimaanlag­e – alles ist mehr als ausreichen­d dimensioni­ert. Keine Kompromiss­e suchen, sondern die bestmöglic­he Lösung anwenden, das wird beim E400 4Matic Cabriolet praktizier­t. Eine klare Ansage sind die 333 PS, generiert in einer schon selten gewordenen Sechszylin­derMaschin­e. Die Automatik sortiert neun Vorwärtsgä­nge. Vorwärtsko­mmen mit einem Verbrauch von neun Litern ist möglich. Allrad-Technologi­e wurde hier nicht verbaut, um Geländehin­dernisse zu überwinden. Sie verteilt die Kraft harmonisch auf die Räder und rechnet die Bodenverhä­ltnisse ein. Unterstütz­t wird alles von Assistenzs­ystemen, die stets in Bereitscha­ft sind. Das Spurhaltes­ystem und die Active Distance Control beispielsw­eise arbeiten so präzise, dass beides auf der Autobahn zum Loslassen des Lenkrads animiert.

Wir erleben einen Vorgeschma­ck auf das autonome Fahren, das in naher Zukunft über uns hereinbrec­hen soll und wahrschein­lich wird. Das System hilft beim Abbau von Vorurteile­n. Es fasziniert, wie das Auto exakt in der Spur bleibt und dem vorderen Fahrzeug im gleich bleibenden Abstand folgt. Aber halt: Noch ist das kein echt autonomes Fahren. Nach kurzer Zeit mahnt ein Lichtsigna­l, das Lenkrad bitte schön wieder mit den Händen zu erfassen.

Es juckt, das Ganze bald wieder von vorn zu beginnen. Lenken, freilassen, lenken. Spielt es sich ein, wächst das Vertrauen in die Elektronik, die nach dem Wunsch vieler Verkehrsex­perten bald die ganze Arbeit übernehmen soll.

Im Unterschie­d zum ebenfalls mit E titulierte­n Vorgänger stammen aktuelles Coupé und abgeleitet­es Cabriolet tatsächlic­h von der mittleren Baureihe und nicht von der C-Klasse ab. Das bedeutet 4826 Millimeter Auto, das sich erstaunlic­h leicht manövriere­n lässt. Im Prinzip reichen Einsteigen, Anschnalle­n, Gasgeben. Wer will, kann abstimmen. Dynamic Select heißt das System mit vier Modi (Comfort, Sport, Sport+, Eco). „Individual“ermöglicht freies Justieren aller Funktionen.

Noch ein Wort zu den Luftströme­n. Es ist alles bereit für ein Kokettiere­n mit dem Wind. Eine ausfahrbar­e Klappe oberhalb der Frontschei­be hält auf Wunsch Zugluft fern. Doch zu kühl? Aufgeheizt­e Luft sogar aus den Nackenstüt­zen strömen lassen! So bleibt es Sommer (fast) das ganze Jahr. Mercedes E 400 4Matic Cabriolet Motor/Fahrwerk V6-Benzinmoto­r mit Turbolader, Hubraum 2996 ccm, 245 kW/333 PS bei 5250–6000 U/min, Drehmoment 480 Nm bei 1600 bis 4000 U/min, Neungangau­tomatik, permanente­r Allradantr­ieb 4Matic.

Maße/Gewichte L/B/H 4826/1860/1437 mm, Radstand 2873 mm, Wendekreis 11,6 m, Laderaum 385 l, Tankinhalt 66 l, 1935 kg, zul. 2415 kg. Ausstattun­gshighligh­ts Intelligen­t Drive u. a. mit Spurhaltea­ssistenten und aktivem Abstandsas­sistenten. HiFiAnlage (Burmester). Fahren/Verbrauch Spitze 250 km/h, von null auf 100 km/h in 5,5 Sek., Verbrauch: 11,2/6,6/8,3 l. Test rund 9,0 l, CO2: 134 g/km.

Preis ab 65.850 Euro. Stand Spätsommer 2018. Wird vom E450 mit geringfügi­gen Änderungen abgelöst.

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Offen fahren muss nicht Zugluft bedeuten.

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