Bürger Zahnspange: brauchen Geduld
Der erbitterte Streit um die Gratis-Zahnspange zieht sich in die nächste Woche. Eine Zahnärztin rät Patienten von Schnellschüssen ab.
SALZBURG. Derzeit bestehe kein Grund, um vorschnelle Entscheidungen zu treffen, sagt Andrea Koren, leitende Zahnärztin der Salzburger Gebietskrankenkasse. „Auch wenn es ab kommender Woche in Salzburg keinen Vertragsarzt mehr für die GratisZahnspange gibt, muss man nicht gleich eine Wahlarztbehandlung beginnen.“Eine Zahnspange sein keine Akutbehandlung. Patienten, die für eine Gratis-Zahnspange infrage kämen, könnten Wochen oder Monate zuwarten, um zu sehen, wie sich die Situation um die Kassenverträge weiterentwickelt. Da ist durchaus Geduld gefragt. Denn wie es mit den Salzburger Verträgen weitergeht, ist derzeit noch offen (siehe Kasten rechts).
Andrea Koren hofft jedenfalls, dass es bald wieder Vertragsärzte in Salzburg gibt. Mit der Einführung der Gratis-Zahnspange im Jahr 2015 habe es auch ein faireres System für die Zuschüsse von Zahnkorrekturen gegeben. „Davor herrschte ein Gießkannenprinzip. Egal, ob es eine kosmetische Korrektur war oder eine medizinisch notwendige Zahnspange: Es bekamen alle Patienten den gleichen Zuschuss von 300 Euro pro Jahr, maximal drei Mal.“
Jetzt gibt es auch in Österreich das in England entwickelte IOTN-Einstufungssystem, um Fehlstellungen zu kategorisieren. Dabei entscheidet ein kleiner Plastikstreifen, ob es für einen Patienten einen Zuschuss gibt oder ob eine Gratis-Zahnspange infrage kommt. Mit dem Messstreifen können die unterschiedlichen Arten von Fehlstellungen in verschiedene Kategorien eingeteilt werden.
Prinzipiell funktioniert das System so: Zähne der Stufe 1 be- nötigen keine Korrektur. Eine Fehlstellung der Kategorie 2 bedeutet lediglich ein kosmetisches Problem, dafür gibt es von der Krankenkasse keinen Zuschuss. „Kategorie 3 bedeutet mäßigen Handlungsbedarf“, sagt Koren. Hier gibt es noch keine GratisZahnspange. Dafür bekommt der Patient meist einen Zuschuss. Seit 2015 gibt es allerdings im Jahr 600 statt bisher 300 Euro. Bezogen werden kann der Zuschuss drei Mal pro Patient.
Fehlstellungen der Kategorien 4 und 5 bedeuten für den Patienten teilweise gravierende Probleme, sagt Koren. „Manche Patienten können beim Sprechen nicht alle Laute formen. Andere haben Probleme beim Essen. Grobe Fehlstellungen begünstigen zudem Karies und Parodontose.“Bei solchen Fehlstellungen gibt es eine Gratis-Zahnspange.
Auch der Hauptverband der Sozialversicherungsträger sieht in der Einführung der GratisZahnspange einen Erfolg. Im Jahr 2017 wurden in Österreich 80.000 Behandlungen mit der Gratis-Zahnspange bei Jugendlichen durchgeführt. Bei Kindern von sechs bis zehn Jahren waren es 6200 Behandlungen. Insgesamt schütteten Österreichs Sozialversicherungsträger 78 Millionen Euro für kieferorthopädische Behandlungen aus.
In Salzburg gab es seit 2015 vergleichsweise wenig Behandlungen bei Kassen-Kieferorthopäden. Nur vier Prozent aller Gratis-Zahnspangen Österreichs werden in Salzburg vergeben. Österreichweit wurden 80 Prozent der schweren Fehlstellungen bei Kassen-Kieferorthopäden durch-