Leitbetriebe liefern erstmals mit E-Lkw
Stiegl und Quehenberger zeigen Pioniergeist – und schaffen sich erste E-Trucks an. Wie fühlt es sich an, hinter dem Steuer zu sitzen? VIDEO
SALZBURG-STADT, BERGHEIM. Die Leute? Die sind vor allem neugierig, sagt Bernd Stangl, Fahrer bei Quehenberger. „Selbst die älteren Herren sind neugierig wie Waschweiber.“Denn auf seinem grünen Truck steht: „Ich bin ein E-Lkw.“
Vor Kurzem liefen die ersten zehn E-Lkw bei MAN Steyr vom Band. Stiegl und Quehenberger gehören in Salzburg zu jenen, die den elektrischen Antrieb testen. Der Verband „Council für nachhaltige Logistik“hatte Druck auf den deutschen Hersteller gemacht, damit dieser mit der Produktion beginnt. E-Lkw gibt es in Wien, Graz, Salzburg – aber nicht in Deutschland oder der Schweiz.
Die Trucks sind mit zwölf Batterien und 264 Kilowatt ausgestattet, das entspricht 320 PS. „Er geht ab wie eine Rakete“, sagt Stangl. Bis zu 180 Kilometer schafft der Lkw, ohne eine Ladestation aufsuchen zu müssen. Bei der Anfahrt von Steyr hat StieglGeschäftsführer Thomas Gerbl deshalb eine Pause einlegen müssen – bei der Steckdose des McCafé in Vorchdorf.
Stiegl setze den E-Antrieb vor allem in der Stadt ein. Auf die Plane sind der Umriss Österreichs und „Land am Strome“gedruckt. Erstmals war der Lkw beim Rupertikirtag zu sehen: „Er half beim Aufräumen“, sagt Gerbl.
Stangl steigt in den Lkw, startet den Motor. Es ist kaum etwas zu hören. Das sei fein, sagt der Quehenberger-Fahrer. „Aber es ist auch gefährlich, die Fußgänger bemerken uns nicht.“Sein grüner Lkw werde immer über Nacht in Bergheim aufgeladen. Einen Schnelllader für Notfälle gebe es bei MAN in Eugendorf – in 1,5 Stunden ist die Batterie voll.
Bei Stiegl plant Gerbl die Routen so, dass sie 150 Kilometer lang sind. „Damit unsere Fahrer nicht ins Schwitzen kommen“, sagt der Geschäftsführer. Er rechnet vor, wie viel weniger CO2 durch den Stromantrieb in die Luft geblasen wird: Die herkömmlichen Lkw fahren 25.000 Kilometer jährlich und verbrauchen 28 Liter auf 100 Kilometern. „Durch den E-Truck sparen wir 16.000 Kilo CO2.“Um diese Menge zu binden, müsste man 1280 Eschen pflanzen.
Der E-Lkw sei drei Mal so teuer wie ein herkömmlicher Truck, sagt Christian Fürstaller, Geschäftsführer bei Quehenberger. 340.000 Euro koste das Experiment mit dem elektrischen An-
„Der Lkw hat 320 PS – er geht ab wie eine Rakete.“Bernd Stangl, Quehenberger
trieb, die Lkw würden erstmals in der Realität getestet. „Serienreif könnte der Motor 2022 sein.“Der grüne Quehenberger-Truck startet von der Zentrale in Bergheim und bedient Innenstadt und Einkaufszentren. Im Dezember erhalte sein Fuhrpark zudem drei Transporter, die mit Strom fahren. Dahinter steht – neben der Nachhaltigkeit – Strategie: „Die Lkw sind lärmarm und CO2-frei. Wir können in der Nacht liefern.“Damit steigert sich die Verfügbarkeit der Waren für Fashion-Retailer, sagt Fürstaller. „Und der Individualverkehr wird entlastet.“