Verantwortung ist nicht delegierbar
Herr Innenminister Kickl, als Organisationsentwicklerin und Unternehmensberaterin erlaube ich mir, Ihnen einen Impuls in Sachen Verantwortung, Kontrolle und Konsequenzen zu geben. Dies scheint vor dem Hintergrund Ihrer vertretenen Haltung zum Angriff Ihres Mitarbeiters auf die Pressefreiheit mehr als erforderlich – um nicht zu sagen überlebenswichtig – für das Unternehmen Innenministerium:
1. Verantwortung lässt sich nicht delegieren: Jede/-r Konzern- oder Firmenleiter/-in ist in letzter Konsequenz verantwortlich dafür, was in seinem/ihrem Laden passiert. Dabei spielt es keine Rolle, wie groß der Laden ist. Je größer er ist, umso mehr besteht die zusätzliche Verantwortung, Strukturen zu schaffen, die Fehlleistungen verhindern.
2. Total Quality Management: Kein Unternehmen kann es sich leisten, Waren und Dienstleistungen ohne Kontrolle aus dem Haus zu lassen. Die Mechanismen dafür zu schaffen und zu ermöglichen ist ebenfalls Leitungsaufgabe.
3. Sollten 1. und 2. unglücklicherweise nicht gelebt worden sein, hat das Konsequenzen. Jedes Unternehmen hat Eigentümer, die eine/-n solche/-n Leiter/-in zur Rechenschaft ziehen und Konsequenzen setzen werden.
Wenn Sie, Herr Kickl, sich nun im Parlament damit rechtfertigen, nicht für das Treiben von 6000 Mitarbeitern/-innen verantwortlich gemacht werden zu können, dann haben Sie,
siehe 1., nicht verstanden, dass Sie eine Verantwortung übernommen und als Führungskraft gänzlich versagt haben,
siehe 2., nicht verstanden, wofür Sie zuständig sind, und haben als Führungskraft gänzlich versagt, und
siehe 3., nicht verstanden, dass wir – die Bürger/-innen dieses Landes – die Eigentümer/-innen Ihres Unternehmens sind und Ihr sofortiges Ausscheiden aus dem Unternehmen „Regierung“erwarten.
Nikoletta Zambelis, MAS Staatsgrundgesetz von 1867 und folgend in allen einschlägigen verfassungs- und völkerrechtlichen Verpflichtungen festgelegt.
Presse- und Meinungsfreiheit bedeutet nicht die Pflicht, bestimmte Medien mit bestimmten Meldungen zu versorgen. Das Innenministerium ist in keiner Weise gegen die Presse- oder Meinungsfreiheit tätig geworden. Der mediale Aufschrei gegen eine interne Empfehlung im Ministerium ist daher für einen Juristen befremdlich. Wenn man schon einen politischen Reibebaum sucht, sollte man wenigstens die rechtlichen Grundlagen kennen bzw. ausleuchten.
Dr. Norbert van Handel