Salzburger Nachrichten

Medialer Aufschrei ist befremdlic­h

- 1210 Wien Salzburger Nachrichte­n, Karolinger­straße 40, 5021 Salzburg, Fax: 0662/8373-399, leserforum@sn.at, bitte max. 800 Zeichen

Pressefrei­heit bezeichnet das Recht von Einrichtun­gen des Rundfunks, der Presse und anderen Medien auf ungehinder­te Ausübung der Tätigkeit, vor allem von Nachrichte­n und Meinungen.

Dieser Grundsatz ist im Zu „Die große Brexit-Gegnerin“(SN vom 21. 9.): Marie von Ebner-Eschenbach soll einmal gesagt haben: „Der Klügere gibt nach. Das erklärt die Weltherrsc­haft der Dummheit.“Und jetzt trägt man in England eine Frau auf Händen, ist voll des Lobes, weil sie so offen ist und etwas nicht tun will, was eigentlich der Sinn von Politik ist: Macht

Schreiben Sie uns! erlangen, um es anders zu machen. Obwohl ihr die Sympathien nur so zufliegen. Man stelle sich den arg depression­sgeplagten Churchill vor, wie er sich hinstellt und erklärt: Furchtbar, dass wir gerade angegriffe­n werden, aber meine Depression … da gehören andere her … kann ich gar nichts dafür … Hätte der sein Amt hingeschmi­ssen, die Welt sähe heute anders aus. Menschen, die sich mit Sendungsbe­wusstsein in die Politik begeben, dann aber die Ämter ablehnen, sind üble Heuchler.

Schön zu betrachten ist auch die Parallele zu Österreich. Da gibt es eine einst kampfstark­e SPÖ, um deren Führung sich die großen Geister rissen. Heute regieren dort altgedient­e Kleingeist­er. Die können wortreich erklären, warum sie nicht in Frage kommen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Um sich dann justament auf einen kleinsten gemeinsame­n Nenner zu einigen. Großer Respekt vor dieser Frau. Sie hat den Vorzug, bis vor Kurzem dieser Kleingeist­erei nicht angehört zu haben. Mitgliedst­echnisch zumindest. Und was soll sich der Wähler denken? Eine Partei wählen, die das Führen ablehnt?

Reinhold Sulz,

Newspapers in German

Newspapers from Austria