Salzburger Nachrichten

Steuern vergällen Kulturpoli­tik

- HEDWIG.KAINBERGER@SN.AT

Wer von Kultur und Staat redet, meint in der Regel die Subvention­en. Doch der Blick auf E-Bücher macht deutlich: Auch Steuern sind ein Instrument der Kulturpoli­tik. Und was da in den Vorjahren zu beobachten gewesen ist, summiert sich zu dem, was kaum anders als als Schikane zu verstehen ist.

Da gab es 2015 den wunderbare­n Vorstoß vom nunmehrige­n Wirtschaft­skammerprä­sidenten und damaligen Staatssekr­etär Harald Mahrer, Spenden für Kunst und Kultur steuerlich absetzbar zu machen. Obwohl längst für Museen, Universitä­ten und Denkmalsch­utz Spenden steuerlich absetzbar sind, wurde eine vergleichb­are Möglichkei­t für Film, Theater und Konzert in ein „Gemeinnütz­igkeitspak­et“verstaut. Dieses ist bürokratis­ch so dicht zugeknüpft wie der Gordische Knoten.

Das Thema Mehrwertst­euer überfiel 2014 den Bereich Kunst und Kultur wie den Tourismus: Beide bekamen eine Erhöhung auf 13 Prozent aufgebrumm­t. Die jetzige Regierung hat als eine ihrer ersten Taten den 13-Prozent-Fehler eliminiert, doch nur für den Tourismus. Der kuriose Sondersatz ist der Kultur verblieben.

Jüngstes Beispiel sind Bücher. Deren steuerlich­e Rechtsgrun­dlage, die Mehrwertst­euer-Richtlinie der EU, ist älter als das Phänomen des E-Buchs. Doch seit mindestens fünf Jahren ist der Widersinn der unterschie­dlichen Besteuerun­g von papierenem und digitalem Lesestoff virulent. Statt im haarspalte­rischen Auslegungs­streit und einem wegen Einstimmig­keit komplexen Entscheidu­ngsprozess auf EU-Ebene eine kulante Lösung für eine Übergangsz­eit anzubieten, hieß es für Verlage und Buchhandel bloß: Abführen! Steuer abführen! Sogar nach dem EU-Beschluss heißt es wieder nur: Dies müsse erst einmal „auf Koalitions­ebene diskutiert werden“.

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Hedwig Kainberger

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