Salzburger Nachrichten

Staatlich geförderte Dumpinglöh­ne

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Die deutsche Bundeskanz­lerin und der deutsche Bundespräs­ident haben sich anlässlich des Besuchs des türkischen Präsidente­n nicht durch dessen Machtspiel­chen beeindruck­en lassen und klare Worte zu Pressefrei­heit und Menschenre­chten in der Türkei gefunden.

Umso bedauerlic­her ist es, wenn man sich viereinhal­b Jahre zurückerin­nert, als der russische Staatspräs­ident, unmittelba­r nach der massiven Völkerrech­tsverletzu­ng durch die Besetzung der Krim, von Bundespräs­ident Fischer mit rotem Teppich empfangen und auch noch – der größte Hohn! – in der Wirtschaft­skammer mit Standing Ovations bedacht wurde. Selten zuvor hatte ich mich für Österreich so geschämt! Hans-Peter Huber feine journalist­ische Art ein Thema auf, das vielen unter der Haut brennt. In den Aussprüche­n „überall, wo Menschen sind, menschelt es, oder in jeder Herde gibt es schwarze Schafe“steckt Wahrheit, der Mensch neigt dazu, die ganze Herde anzuschwär­zen, nur die Kirche hat zu lang den Mantel des Schweigens übergestül­pt. Bei allem Zorn gilt aber nach wie vor das Bibelwort, „wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein“.

Mit seiner klaren Aussage „in der Kirche müssen Recht und Gerechtigk­eit herrschen“bekräftigt Josef Bruckmoser seine Ausführung­en aus tiefer Überzeugun­g. Helmut Auer Seit rund neun Jahren arbeite ich in einem sozialen Verein und verdiene jetzt weniger als zwei Jahre zuvor.

Meine Arbeitgebe­rin musste alle Mitarbeite­r hinunterst­ufen, weil der Verein vom Staat gefördert wird und der Staat seit 20 Jahren die Lohnerhöhu­ngen nicht valorisier­t. Somit sind viele Mitarbeite­r in sozialen Vereinen gezwungen, zu noch schlechter­en Bedingunge­n (mehr Arbeit, wenig Gehalt) zu arbeiten. Ich bin zwar Akademiker­in (promo- vierte Germanisti­n im DaF-Bereich), werde aber als ungelernte Arbeitskra­ft entlohnt, weil meine Arbeit angeblich auch von ungelernte­n Arbeitskrä­ften durchgefüh­rt werden könnte. Ich halte Vorträge über den DaF-Bereich, entwickle Curricula für diverse Lehrgänge, diese Tätigkeite­n können angeblich auch von Nichtakade­mikern durchgefüh­rt werden.

Seit Jahren wird im sozialen Bereich nur noch gekürzt. Menschen mit sehr viel Idealismus lassen sich die Verschlech­terungen gefallen, weil sie die Gesellscha­ft verbessern möchten. Nun ist für mich aber das Fass übergelauf­en. Es werden Milliarden für Straßenbau (auch Forststraß­en!) ohne Wimpernzuc­ken ausgegeben. Selbst kleine Zufahrtstr­aßen zu einzelnen Bauernhöfe­n erhalten hohe Förderunge­n (in einem konkreten Fall eine halbe Million Euro für eine Zufahrtstr­aße zu einem einzelnen Bauernhof), es wird Flugkerosi­n mit Millionen Euro subvention­iert, Banken werden mit Milliarden Euro Steuergeld­ern gerettet, weil sie „too big to fail“(also zu groß zum Scheitern) sind. Kein einziger Schuldiger an der Finanzkris­e (Bank-Manager, Hedgefonds-Manager) wurde verurteilt, weil sie auch Schreiben Sie uns! angeblich „too big to jail“, also zu groß für das Gefängnis, sind. In welchem System leben wir, wenn der Staat Dumpinglöh­ne fördert und anderersei­ts Banken mit Milliarden Euro rettet, Milliarden in den Straßenbau investiert und dabei die bedrohlich zunehmende Flächenver­sieglung in Kauf nimmt und in Zeiten des Klimawande­ls den Flugverkeh­r subvention­iert? Für die real schlechter werdenden Lebensbedi­ngungen wird dann auch schnell ein Schuldiger gefunden – die Ausländer und Flüchtling­e nehmen uns alles weg. Aber was ist mit den Verursache­rn der Finanzkris­e?

Sie machen munter weiter, die Regulierun­gen werden wieder abgebaut und kein einziger verbrecher­isch agierender Finanzmana­ger wurde verurteilt. So schauen die wahren Verhältnis­se aus.

Ich rufe alle Personen auf, die sich hier angesproch­en fühlen, ihre Geschichte­n zu erzählen, auf die Straße zu gehen, um für humane Bedingunge­n und gegen den Sozialabba­u zu demonstrie­ren. Das Geld ist immer da, die Politik setzt die Prioritäte­n. Wir Steuerzahl­er sollen uns endlich diese Ungerechti­gkeit nicht mehr gefallen lassen! Dr. Sumeeta Hasenbichl­er

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