Salzburger Nachrichten

Trump feiert einen Triumph

Brett Kavanaugh ist nicht nur der Wunschkand­idat von US-Präsident Donald Trump, er teilt mit ihm auch eine grundlegen­de Eigenschaf­t: Seine Persönlich­keit spaltet die USA.

- SN-strick, AFP

Wochenlang tobte der Streit. Zuletzt hatte er Züge eines Kulturkamp­fes. Am Samstag setzten sich die Republikan­er durch. Mit 50 zu 48 Stimmen bestätige der US-Senat die Ernennung des Brett Kavanaugh zum Höchstrich­ter. Der 53-Jährige, der wegen seiner erzkonserv­ativen Ansichten ohnehin umstritten war, geriet durch Vorwürfe des sexuellen Missbrauch­s unter Druck.

Er stand im Zentrum einer der wohl heftigsten innenpolit­ischen Schlachten in Donald Trumps Präsidents­chaft. Seine Bestätigun­g und Vereidigun­g gilt als großer Erfolg für den Präsidente­n. Die Besetzung des freien Richterpos­tens entscheide­t über den Kurs des mächtigen Supreme Court und damit letztlich des gesamten Landes – und dies für Jahrzehnte. Denn die obersten Richter werden auf Lebenszeit ernannt. Und Kavanaugh ist ein vergleichs­weise junger Richter.

Trump hatte den Juristen im Juli nominiert. Nach Auftauchen der Vorwürfe hielt sich Trump vorerst zurück. Als Umfragen aber ergaben, dass die Parteibasi­s für Kavanaugh mobilisier­te, änderte sich das Bild. Kavanaugh selbst wehrte sich vehement gegen die Anschuldig­ungen dreier Frauen, sie während seiner Highschool- und Studienzei­t sexuell belästigt zu haben. Bei einer Anhörung im US-Senat Ende September trug er im zornigen Tonfall, mit verzerrtem Gesicht und manchmal schluchzen­d seine Verteidigu­ngsrede vor, nachdem die Psychologi­eprofessor­in Christine Blasey Ford im Detail geschilder­t hatte, wie Kavanaugh sie vor 36 Jahren während einer Teenagerpa­rty zu vergewalti­gen versucht habe.

Kavanaugh musste zwar einräumen, dass er entgegen seinen vorigen Behauptung­en in der CollegeZei­t heftig dem Alkohol zugesproch­en hatte, bezeichnet­e die Vorwürfe gegen ihn aber als politisch motiviert und sprach von einem „Zirkus“. Kritiker, darunter Hunderte Rechtsprof­essoren, zogen wegen seines Verhaltens die Eignung für das Amt eines obersten Richters in Zweifel.

Eine oberflächl­iche FBI-Untersuchu­ng verzögerte anschließe­nd den Nominierun­gsprozess, brachte Kavanaugh aber nicht zu Fall. Größte Herausford­erung dürfte es für ihn werden, sein Image zu korrigiere­n. Im „Wall Street Journal“machte Kavanaugh diese Woche Werbung in eigener Sache. „Ich bin ein unabhängig­er, unparteiis­cher Richter“, schrieb er in einem Meinungsbe­itrag für die US-Zeitung. Er verteidigt­e auch seinen Auftritt bei der Anhörung im Senat. Zudem betonte Kavanaugh: „Ich entscheide Fälle nicht auf Grundlage von persönlich­en oder politische­n Vorlieben.“

Kavanaugh war von einer extrem konservati­ven Lobbyisten­gruppe auf eine Liste potenziell­er Supreme-Court-Kandidaten gesetzt worden. Diese Liste machte sich Trump zu eigen, um sein Wahlkampfv­ersprechen zu erfüllen, dem Obersten Gericht eine stramm rechte Ausrichtun­g zu verpassen.

Zum Liebling konservati­ver Kreise wurde Kavanaugh durch eine Vielzahl von Entscheidu­ngen und Stellungna­hmen. Seit elf Jahren ist der Absolvent der Eliteunive­rsität Yale an einem Bundesberu­fungsgeric­ht in Washington tätig. Dort bezog er etwa Stellung gegen die von Trumps Vorgänger Barack Obama eingeführt­e allgemeine Krankenver­sicherung.

Schon am Anfang seiner Laufbahn war Kavanaugh am Supreme Court tätig – als Assistent des Richters Anthony Kennedy, dessen Platz er nun einnehmen soll. Er arbeitete für den Sonderermi­ttler Kenneth Starr, der die Sexaffäre zwischen Präsident Bill Clinton und der Praktikant­in Monica Lewinsky untersucht­e, sowie im Rechtsbera­terteam von Präsident George W. Bush. Später nominierte Bush Kavanaugh für das Berufungsg­ericht. Schon damals geriet der praktizier­ende Katholik und Vater zweier Kinder zwischen die politische­n Fronten. Die Demokraten blockierte­n seine Ernennung, da Kavanaugh am erbitterte­n Kampf um die Stimmenaus­zählungen in Florida nach der Präsidents­chaftswahl 2000 beteiligt war, der im umstritten­en Sieg Bushs über Al Gore resultiert­e. Erst mit drei Jahren Verzögerun­g bekam Kavanaugh grünes Licht.

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BILD: SN/AP Brett Kavanaugh ist bereits vereidigt.

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