Nur mehr mit dem Fahrrad in die Arbeit
Vor dem Gebäude der Stadtverwaltung Hohenems war der Mitarbeiterparkplatz stets voll. Die Stadt motivierte ihre Mitarbeiter zum Umsatteln. Auch Red Bull denkt jetzt um.
Saskia Amann hat umgesattelt. Seit einem Jahr fährt die Mitarbeiterin der Vorarlberger Stadtgemeinde Hohenems täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit. 16 Kilometer beträgt eine Strecke, 35 Minuten braucht sie mit ihrem E-Bike. „Und das bei jeder Verkehrslage. Mit dem Auto brauche ich laut Routenplaner 20 Minuten. Aber bei dem Frühverkehr schafft man das nur selten.“
Saskia Amann ist eine von 38 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Hohenems, die vom Auto auf das Fahrrad gewechselt haben. 250 Bedienstete hat die Stadtverwaltung. Vor zwei Jahren startete man ein Projekt, um mehr Mitarbeiter zum Umstieg zu motivieren. Ziel war, den Gemeinschaftssinn zu stärken als Österreichs Radhauptstadt. Auch in Ermangelung eines attraktiven öffentlichen Verkehrssystems werden 20 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Österreichweit liegt der Wert bei sieben Prozent. Die regionalen Unterschiede sind riesig. und den Mitarbeiterparkplatz zu entlasten. Mit Bundesförderungen, Rabatten von lokalen Händlern und einem Zuschuss aus eigenen Mitteln konnte die Stadt den Mitarbeitern eine günstige Ratenzahlung für Dienstfahrräder anbieten.
Die Idee: Die Mitarbeiter bekommen ein günstiges Fahrrad nach Wunsch und sind somit motiviert, viel damit zu fahren. Für Elektrofahrräder zahlt man je nach Preis bis zu 30 Euro im Monat, für Standardräder bis zu 18 Euro. Nach 48 Monaten sind die Räder abbezahlt und gehören den Mitarbeitern.
Das Projekt war ein großer Erfolg, sagt Amann. „2017 wollten wir 20 Mitarbeitern ein Rad ermöglichen, 21 wurden es schließlich. 2018 hatten wir eigentlich nur zehn Fahrräder budgetiert. lediglich vier Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. In Vorarlberg hat man eine landesweite Quote von 17 Prozent. In Österreich soll die Quote jedenfalls von sieben auf 13 erhöht werden. Das ehrgeizige Ziel in der Stadt Salzburg lautet: eine Radquote von 24 Prozent im Jahr 2025. Schließlich kauften wir 17, weil der Andrang so groß war.“Die Stadt Hohenems hat im Kleinen geschafft, worüber sich viele Betriebe und Kommunen den Kopf zerbrechen. Denn mehr Menschen auf das Fahrrad zu bringen hat einen großen betriebsund volkswirtschaftlichen Nutzen. Mehr Fahrräder bedeuten
„Viele fahren weniger als zehn Kilometer. Wir haben 700 potenzielle Radler.“
mehr freie Parkplätze, weniger Stau in der Stadt. Dazu kommt noch das große Thema des Bewegungsmangels, das mit dem Radfahren zur Arbeit behoben werden könnte: Ein Drittel der Österreicher erfüllt die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation nicht.
Die volkswirtschaftlichen Kosten der Inaktivität der österreichischen Bevölkerung werden durch die Folgeerkrankungen auf 1,6 bis 2,4 Milliarden Euro geschätzt. Würde man andererseits die Mobilität der Bevölkerung nur um zehn Prozent steigern, brächte das Einsparungen von 117 Millionen Euro.
Das Fahrrad könnte hier eine Schlüsselrolle einnehmen. Derzeit werden in Österreich 65 Prozent aller Arbeitswege mit dem Pkw zurückgelegt, sieben Prozent mit dem Fahrrad. Gleichzeitig ist die Hälfte aller Arbeitswege kürzer als zehn Kilometer, 30 Prozent kürzer als fünf. Das Potenzial für mehr gefahrene Radkilometer ist groß. Die Frage ist, wie man Anreize dafür schafft.
Die stellte man sich auch bei Red Bull. Auch der Salzburger Getränkekonzern wollte seine Mitarbeiter zum Umsatteln bewegen. Hauptbeweggrund war auch hier, dass die Mitarbeiterparkplätze übervoll sind. Mit dem Umzug der Konzernzentrale von Fuschl nach Elsbethen sah man