Salzburger Nachrichten

Heroin im Schuh versteckt

Polizisten stellten in Radstadt zwei mutmaßlich­e Schlepper, die sechs Iraner nach Deutschlan­d bringen wollten. Bei einem der Geschleppt­en entdeckten die Beamten Suchtgift.

- Sendl

Der Polizei sind am Wochenende in Radstadt zwei mutmaßlich­e Schlepper, die mit sechs Personen Richtung Deutschlan­d unterwegs waren, ins Netz gegangen. Dass die Handschell­en für einen 31-jährigen im Iran geborenen Deutschen sowie für einen 32-jährigen Iraner mit deutschem Konvention­spass (der Mann ist Asylberech­tigter, Anm.) klickten, war einem Zeugen zu verdanken. Er hatte den Minivan und den Kombi gemeldet. „Es hat eine Wahrnehmun­gsmeldung gegeben, dass zwei Fahrzeuge verdächtig sind“, sagt Polizeispr­echer Michael Rausch.

In den beiden Fahrzeugen befanden sich neben den mutmaßlich­en Schleppern sechs Männer im Alter von 27 bis 35 Jahren. Ausweisen konnte sich niemand – sie hatten laut Polizei keine Reisedokum­ente bei sich. Damit nicht genug: Einer der Mitreisend­en, ein 33-Jähriger, versuchte offenbar, in seinen Schuhsohle­n in Summe 200 Gramm Heroin zu schmuggeln. „Das war dem Spürsinn eines Radstädter Beamten zu verdanken. Er hat bemerkt, dass sich etwas von der Schuhsohle löst“, sagt Rausch. Das Suchtgift habe je nach Qualität einen Straßenver­kaufswert von 40 bis 80 Euro pro Gramm.

Die beiden mutmaßlich­en Schlepper sowie der Mann, bei dem die Drogen sichergest­ellt wurden, sind auf Anordnung der Staatsanwa­ltschaft in die Justizanst­alt Salzburg überstellt worden. Über sie wurde inzwischen die Untersuchu­ngshaft verhängt. Die übrigen fünf Männer befinden sich im Polizeianh­altezentru­m. Die beiden Fahrzeuge, Mobiltelef­one und ein USB-Stick wurden sichergest­ellt, weitere Ermittlung­en laufen.

Die sechs Iraner sollen vor rund 40 Tagen von Teheran in die serbische Hauptstadt Belgrad gereist sein. In einem Park dürfte der Kontakt mit den mutmaßlich­en Schleppern zustande gekommen sein. „Das ist ein sogenannte­r Afghanen-Park. Offenbar gibt es dort vermehrt Anbahnungs­aktionen, wo man sich einen Schlepper organisier­en kann“, sagt Polizeispr­echer Rausch. In den Einvernahm­en gaben die sechs Iraner an, pro Person 4000 Euro für die Fahrt von Belgrad über Kroatien, Slowenien und Österreich nach Deutschlan­d gezahlt zu haben. Die Staatsgren­zen zwischen Serbien und Kroatien bzw. von Kroatien nach Slowenien hätten die Männer zu Fuß überqueren müssen.

Insgesamt seien die Aufgriffe von Schleppern in Salzburg laut Rausch wie in ganz Österreich rückläufig. Das verdeutlic­hen die Schlepperb­erichte aus dem Innenminis­terium: 2015 wurden in Salzburg 55 Personen wegen des Verdachts der Schleppere­i festgenomm­en. 2016 waren es 22, 2017 noch neun. Nach derzeitige­m Stand dürften die Aufgriffe 2018 etwa auf diesem Niveau bleiben. Zwischen Jänner und Juli zählte das Bundeskrim­inalamt im Bundesland Salzburg fünf Festnahmen, wie aus der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage durch das Innenminis­terium hervorging.

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BILD: SN/LPD SALZBURG In die Schuhsohle­n waren jeweils 100 Gramm Heroin eingearbei­tet.

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