Salzburger Nachrichten

„Wir waren als Frauen Exoten“

1998 kamen die ersten Frauen zum Bundesheer. Karin Pirschner ist bis heute dabei.

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„Wenn du als Frau deine körperlich­e und geistige Bereitscha­ft zeigst, ist vieles möglich“, sagt Karin Pirschner. Die gebürtige Steirerin war vor 20 Jahren eine der ersten Frauen, die beim Bundesheer aufgenomme­n wurden.

Im April 1998 ist sie in Straß in der Steiermark eingerückt. „Wir waren damals Exoten.“Gerade langgedien­te Soldaten hätten sich nicht vorstellen können, wie das mit Frauen beim Militär funktionie­ren sollte. Mittlerwei­le habe sich die Stimmung gewandelt, betont Pirschner. „Heute gehört das Bild der Soldatin zum Bundesheer.“

Das zeigt schon der Blick auf die Zahlen: Aktuell sind 670 Soldatinne­n beim Bundesheer. 555 von ihnen stehen in einem Dienstverh­ältnis, 110 Soldatinne­n sind im Ausbildung­sdienst, fünf im Auslandsei­nsatz.

Bevor sie sich beim Bundesheer bewarb, hatte Karin Pirschner in Büros und bei einem privaten Sicherheit­sdienst gearbeitet. Als die zweifache Mutter eines Tages in der Zeitung las, dass beim Bundesheer Frauen aufgenomme­n werden sollten, bewarb sie sich sofort. „Das war das, was ich immer wollte. Ich habe ein Faible für diesen Beruf.“ Als eine von neun Frauen trat sie 1998 den Dienst in Straß an. Am Beginn standen sechs Monate Grundausbi­ldung. Bald danach wechselte sie zur Militärpol­izei nach Graz. Dort lernte sie einen Tiroler Berufssold­aten kennen, mit dem sie schließlic­h nach Tirol übersiedel­te. Dort ist sie heute als Truppkomma­ndant bei der Militärpol­izei in Innsbruck stationier­t – im Rang eines Oberstabsw­achtmeiste­rs. Auch im Ausland konnte Pirschner Erfahrunge­n sammeln – im Kosovo und in Bosnien. Als einen Höhepunkt ihrer Karriere betrachtet sie den Assistenze­insatz während der Flüchtling­skrise 2015 am steirische­n Grenzüberg­ang Spielfeld.

Frauen stünden heute viele Wege beim Bundesheer offen, sagt Karin Pirschner. „Nicht jede Waffengatt­ung ist für jede Frau geeignet. Aber es gibt für jede Frau eine Waffengatt­ung.“

Auch was die Karrierele­iter und die Dienstgrad­e betrifft, haben Frauen die gleichen Chancen wie Männer. Aktuell zählt das Bundesheer 78 weibliche Offiziere und 186 weibliche Unteroffiz­iere. Zwei Frauen tragen den Dienstgrad Brigadier.

Der höchste Dienstgrad, den Frauen erreichen können, ist – wie bei Männern – der des Generals. Damit dieser Dienstgrad erreicht werden kann, müssen die Soldatinne­n den Generalsta­bslehrgang absolviere­n. Derzeit gibt es eine Frau, die diesen Lehrgang abgeschlos­sen hat.

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BILD: SN/M. HÖRL, BUNDESHEER Karin Pirschner ist bei der Militärpol­izei Innsbruck im Einsatz.

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