Auf der Bühne bleibt Heidi zu brav
Das Musical zum Kinderbuch-Klassiker hatte in Wien Premiere.
WIEN. „Heidi, deine Welt sind die Berge“: Auch heute noch haben viele die Titelmelodie der japanischen Anime-Serie aus 1972 nach den Kinderbüchern von Johanna Spyri im Ohr. Nun hat Michael Schanze mit Hans Dieter Schreeb eine Musicalfassung von Spyris Klassiker erarbeitet, die am Mittwoch im Museumsquartier uraufgeführt wurde. Die Titelmelodie der Serie wird jedoch nicht zum Besten gegeben.
Den Charakter einer wohlgemeinten Schulaufführung wird das neue Musical nicht los. Der Text überschreitet im Laufe des Abends zu oft die Grenze ins Banale. Schlecht gesetzte Pointen und der Handlung wenig zuträgliche Dialoge sind weder – wie auf der Internetseite angekündigt – „mitreißend“noch „bewegend“. „Ich habe Durst“, sagt da Heidi, spielfreudig verkörpert von der jungen Vanessa Zips, und Peter (der hoch talentierte Stephan Luethy) erwidert: „Nimm so lang ’ne Birne.“Dann singt er: „Ein Stock, ein Hut und ’ne Birn’, Himmel, Arsch und Zwirn.“
Von präziser Rollenarbeit ist wenig zu sehen. Anscheinend versuchen die Darsteller auszugleichen, was die Regie des als Bühnenbildner bekannten Manfred Waba nicht leistet. Dessen Bühnenbild ist romantisch konventionell. Der Großvater, den Uwe Kröger gekonnt verkörpert, lebt in einer Almhütte. Eine Leinwand mit projizierten Bergen macht dies deutlich – nett. Damit die Zuschauer auch in die Romanvorlage eintauchen können, tritt der herausragende Alfons Haider als erzählende Spyri auf. Er schlüpft auch in die Rolle von Klaras Vater und des Bürgermeisters.