Kapsch profitiert von deutscher Pkw-Maut
Entgegen dem allgemeinen Trend an den Börsen, bei dem in Wien am Donnerstag der fünfte Verlusttag in Folge anstand, konnte die Aktie des österreichischen Mautspezialisten Kapsch kräftig zulegen. Grund dafür ist die Aussicht, dass das Unternehmen den Zuschlag für das Kontrollsystem bei der umstrittenen deutschen Pkw-Maut bekommt. Nach einem anfänglichen Plus von fast zehn Prozent pendelte sich der Kurs bei einem noch beachtlichen Zuwachs von vier Prozent ein.
Kapsch TrafficCom hat gute Chancen, einen Teilauftrag im Wert von 100 bis 120 Millionen Euro zu erhalten. Falls kein unterlegener Konkurrent Einspruch erhebt, könnte der Zuschlag ab 22. Oktober erteilt werden, erklärte Kapsch TrafficCom am späten Mittwochabend. Es ist wohl kein Zufall, dass die Nachricht knapp vor der Landtagswahl in Bayern am kommenden Sonntag bekannt wurde, ist doch die ursprünglich seit 2013 als „PkwMaut für Ausländer“propagierte Idee ein Prestigeprojekt der CSU. Und so äußerte sich der deutsche Bundesverkehrsminister und CSUPolitiker Andreas Scheuer als Erstes just im konservativen „Münchner Merkur“, er sprach von einem „Riesenschritt zur technischen und organisatorischen Umsetzung“.
Die Koalition aus Union und SPD in Berlin will die Pkw-Maut in dieser Wahlperiode (dauert planmäßig bis 2021) einführen, ein genaues Datum ist offen. Die Maut soll auf Autobahnen und Bundesstraßen gelten, für Ausländer nur auf Autobahnen. Der Preis für die Jahresvignette soll sich nach Größe und Schadstoffausstoß des Pkw richten, nach Berechnungen aus 2017 soll sie im Schnitt 74 Euro kosten, Kurzzeitvignetten fünf bis 30 Euro.
Allerdings haben die Nachbarländer Österreich und Niederlande gegen das Projekt bereits vorab beim Europäischen Gerichtshof geklagt. Der Hauptvorwurf lautet, es handle sich um eine reine „Ausländermaut“, da deutsche Autobesitzer letztlich nicht zur Kassa gebeten würden, weil sie im Gegenzug von Kfz-Steuern im Ausmaß der Mautgebühr entlastet werden sollen.
Die deutsche Regierung will Kapsch den Zuschlag für zunächst zwölf Jahre übertragen, es gibt laut Kapsch eine Option auf eine Verlängerung um drei auf 15 Jahre.