Familienbetriebe treiben die Wirtschaft
Mit drei zentralen Instrumenten gelingt es, Familienbetriebe erfolgreich zu führen. Auf einen Familienkodex, eine Nachfolgeplanung und eine strategische Planung sollte man keinesfalls verzichten.
- Familienunternehmen gelten als Wirtschaftsmotor, sind doch knapp mehr als die Hälfte der Unternehmen in Österreich in Familienbesitz. Warum einige letztlich erfolgreicher agieren als andere, hat Joshua Consulting in Kooperation mit dem Bankhaus Spängler in der Studie „Erfolgreiche Familienunternehmen machen es anders“untersucht. Demnach sind es vor allem drei Instrumente, die den wirtschaftlichen Erfolg maßgeblich beeinflussen, wenn sie gemeinsam eingesetzt werden: Für die Eigentümersphäre einen Familienkodex, zur Sicherung des Unternehmens die Nachfolgeplanung und für die Unternehmenssphäre die strategische Planung.
Der Eigentümerfamilie bringt dies wirtschaftliche Sicherheit, Sicherheit in Notfallsituationen und Klarheit über den Familieneinfluss. Das Unternehmen erhält Transparenz und einen strategischen Rahmen für die weitere Entwicklung. Zudem gewinnt es am Arbeitsmarkt an Attraktivität.
„Uns war wichtig, dass wir große, erfolgreiche Unternehmen in der Studie haben, die bereits über mehrere Generationen bestehen. So konnten wir Unterschiede herleiten und die Erfahrungen aus unserer Beratungspraxis statistisch nachweisen“, betont Barbara Joshua, Geschäftsführerin von Joshua Consulting. Die Studie hat gezeigt: Unabhängig von Führungsmodell oder Unternehmensgröße ist es wirtschaftlich sinnvoll, die erwähnten drei Instrumente umfassend schriftlich festzulegen und gemeinsam einzusetzen. Damit bestätigt die Studie Erfahrungen aus der Beratungspraxis. 51 Prozent der befragten Unternehmen sind eigentümergeführt, 47 Prozent haben eine gemischte und fünf Prozent eine reine Fremdgeschäftsführung. Etwa 40 Prozent der Unternehmen in der Studie verfügen über einen Familienrat und oder einen Familienkodex. „Wir haben angenommen, dass vor allem erfolgreiche Unternehmen ihre Werte und den Familieneinfluss in einem Familienkodex festgeschrieben haben. Das hat sich bestätigt. Wir beobachten auch, dass immer mehr Unternehmen vor allem mit gemischter oder Fremdgeschäftsführung einen Familienkodex erarbeiten“, sagt Werner G. Zenz, Sprecher des Vorstands des Bankhauses Carl Spängler. Die Studie hat auch zwei markante Tendenzen beim Familienkodex zutage gebracht: Familienunternehmen mit Fremdgeschäftsführung haben weit seltener Notfallpläne (40 gegenüber 80 Prozent), in dieser Konstellation wird auch der Kommunikation in der Familie deutlich mehr Wichtigkeit beigemessen als bei rein eigentümergeführten Unternehmen (40 gegenüber 73 Prozent). Sind die Kriterien und der Prozess einer Nachfolge in einem Familienkodex geregelt, wird dieser meist positiver erlebt. Doch das allein reicht nicht: „Aus unserer Beratungstätigkeit heraus wissen wir, dass die Führungsund Beteiligungsnachfolge ein grundlegender Eckpfeiler ist, um ein Familienunternehmen über die Jahre hinweg erfolgreich zu führen,“betont Zenz, der selbst aus einem derartigen Prozess heraus bestellt wurde.
68 Prozent der Studienteilnehmer übergeben ihr Unternehmen innerhalb der nächsten zehn Jahre an einen Nachfolger, wobei drei Viertel davon bereits einen in Aussicht haben. Das mag auf den ersten Blick positiv erscheinen, doch viele unterschätzen die Dauer und den Kommunikationsaufwand einer Übergabe.
Nicht nur der Familienkodex und die Nachfolgeplanung beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung von Familienunternehmen, sondern auch die strategische Planung. Die meisten familiengeführten Unternehmen weisen strategische Planungen auf, bei den erfolgreichen bis sehr erfolgreichen sind es sogar fast 90 Prozent. Den Unterschied machen Inhalte und Umsetzung: Wer auch Elemente wie Führungsgrundsätze und Mitarbeiterleitbild festschreibt, schneidet besser ab.
Das bestätigt Theresa Ludwiger-List, die das Familienunternehmen List General Contractor in dritter Generation gemeinsam mit einem familienfremden Geschäftsführer leitet. „Wir haben die Inhalte unserer strategischen Planung klar definiert. Unsere darauffolgende intensive Arbeit an unseren Leitbildern, Grundsätzen und Kompetenzmodellen war ein essenzieller Schritt und unterstützt uns enorm bei der Verfolgung unserer Ziele.“Zudem zeigt sich laut Joshua: „Werden die Geschäftsführer und Führungskräfte anhand der Strategischen Ziele beurteilt, performt das Unternehmen wesentlich erfolgreicher.“
Familienkodex sichert Werte und Teilhabe Nachfolgeplanung braucht Zeit