Unter Verdacht
Betriebe unterschätzen das Spionagerisiko weiterhin.
Wirtschaftsspionage und Konkurrenzausspähung sind eine große Bedrohung auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) des verarbeitenden Gewerbes. Mit der Digitalisierung ist die Menge an digital verfügbaren Informationen gestiegen, zudem haben sich die Kommunikationsprozesse vervielfältigt: Auch Maschinen und Anlagen sind zunehmend in offene Netze eingebunden. Das hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erforscht.
Finden Angreifer ein Leck, können sie Informationen in fast beliebiger Detailtiefe direkt über die Produktionssysteme beziehungsweise die Anlagensteuerungen abrufen. Eine Schwachstelle kann ein Unternehmen ruinieren, wenn beispielsweise Wettbewerber nach einer erfolgreichen Ausspähung das gleiche Produkt oder die gleiche Dienstleistung schneller und günstiger auf den Markt bringen. Die Frage nach Vorfällen oder konkreten Verdachtsfällen zur Wirtschaftsspionage und Konkurrenzausspähung in den vergangenen fünf Jahren bejahten in der Studie im Durchschnitt elf Prozent der Betriebe. Besonders betroffen sind die Elektronik-/ Elektroindustrie mit fast 21 Prozent, gefolgt vom Maschinenbau und der Chemie-/Pharmaindustrie (beide jeweils 16 Prozent). Aber auch die anderen Branchen sind gefährdet: Im Schnitt hatten acht Prozent der Betriebe in den weniger betroffenen Branchen einen Vorfall oder konkreten Verdachtsfall zu verzeichnen. Ein wichtiger Faktor für eine Gefährdung ist die internationale Verflechtung. Betriebe mit einer Produktionsstätte im Ausland berichten mit einem Anteil von 17 Prozent häufiger von Vorfällen beziehungsweise Verdachtsfällen als solche ohne Auslandsbezug. Ebenso meldet jedes fünfte Unternehmen mit einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung im Ausland mindestens einen Vorfall oder Verdachtsfall.