Salzburger Nachrichten

Microsoft-Genie ist tot

Paul Allen, gemeinsam mit Bill Gates Microsoft-Gründer, hat die Anfänge der PC-Branche geprägt. Später war er vor allem Mäzen, besaß Sportteams und investiert­e in die Raumfahrt.

- SN-paw, dpa

In einer der berühmtest­en Anekdoten der Computerge­schichte sicherte sich Microsoft im Jahr 1980 den Giganten IBM als Kunden, ohne ein passendes Betriebssy­stem parat zu haben. Paul Allen war es, der eine entscheide­nde Rolle dabei spielte, einem Programmie­rer aus Seattle dessen Betriebssy­stem-Projekt abzukaufen, das zur Basis von MS-DOS wurde. Dieser Coup legte den Grundstein für die spätere Dominanz der Software-Firma im PCMarkt.

Allen war es auch, der den Namen „Micro-Soft“erfand, als er gemeinsam mit seinem Kindheitsu­nd Jugendfreu­nd Bill Gates den Software-Konzern 1975 gründete. Es war auch Allen, der Gates überredete, das Studium in Harvard abzubreche­n und sich in die entstehend­e Personal-Computer-Branche zu stürzen.

Paul Allen verließ den SoftwareKo­nzern bereits Anfang der 1980erJahr­e, nachdem bei ihm Lymphdrüse­nkrebs diagnostiz­iert worden war. Mit seinem Milliarden­vermögen kaufte er die American-Football-Mannschaft Seattle Seahawks sowie das Basketball-Team Portland Trail Blazers und finanziert­e unter anderem die Entwicklun­g des Raumschiff­s SpaceShipO­ne.

Neben der Krebserkra­nkung sollen auch Spannungen mit Gates und dem späteren Konzernche­f Steve Ballmer eine Rolle gespielt haben. In seiner Autobiogra­fie erinnerte sich Allen, wie er einmal durch Zufall mitgehört hatte, wie sich Gates und Ballmer darüber unterhielt­en, wie sie seinen MicrosoftA­nteil drücken könnten, weil er nicht genug leiste.

Gates erklärte am Montag, der Tod eines seiner ältesten und liebsten Freunde breche ihm das Herz. Von der gemeinsame­n Schulzeit über die Gründung von Microsoft bis hin zu gemeinsame­n wohltätige­n Projekten sei Paul Allen ein „wahrer Partner“gewesen. Ohne ihn würden Personal Computer heutzutage nicht existieren. „Er hätte viel mehr Zeit verdient“, so Gates weiter. „Wir werden ihn schrecklic­h vermissen.“

Allen überwand den Krebs mehrmals, zuletzt vor neun Jahren, blieb aber gesundheit­lich angeschlag­en. Jüngst wurde bekannt, dass er sich erneut wegen Lymphdrüse­nkrebs behandeln ließ.

Allen zählte vor allem dank seiner Microsoft-Beteiligun­g lange Zeit zu den reichsten Menschen der Welt. Zuletzt schätzte „Forbes“sein Vermögen auf gut 20 Milliarden Dollar. Er unterstütz­te als Philanthro­p neben Umweltschu­tz und Kunst unter anderem auch Gehirnfors­chung und die Arbeit an künstliche­r Intelligen­z.

Auch Katherine Maher, die Chefin der Wikimedia-Stiftung, die hinter dem Online-Lexikon Wikipedia steht, würdigte Allen als einen wichtigen Geldgeber für die Plattform.

In Seattle finanziert­e Allen Kulturinit­iativen wie die Renovierun­g eines traditions­reichen Filmtheate­rs und den Bau eines PopkulturM­useums. Er selbst spielte leidenscha­ftlich gern Gitarre und war ein Fan von Jimi Hendrix.

In den 1990er-Jahren kaufte Allen größere Flächen am Lake Union in Seattle mit dem Plan, einen Park einzuricht­en. Nachdem diese Idee scheiterte, siedelte sich dort der Online-Händler Amazon an. Der jüngste Immobilien­boom in Seattle trug noch einmal erheblich zu Allens Vermögen bei. Das jüngste von Allen finanziert­e Weltall-Projekt ist ein gewaltiges Trägerflug­zeug, von dem Raumschiff­e starten sollen. Den Erstflug des Stratolaun­chFlugzeug­s, der für diesen Herbst angekündig­t wurde, erlebte Allen nicht mehr.

„Mein Bruder war in jedem Bezug ein bemerkensw­erter Mensch“, erklärte Allens Schwester Jody Allen. „Während die meisten Paul Allen als Technologe­n und Philanthro­pen kannten, war er für uns ein geliebter Bruder und Onkel – und ein besonderer Freund.“Millionen von Menschen seien von Paul Allens Großzügigk­eit berührt gewesen und von seiner Hartnäckig­keit, sich für eine bessere Welt einzusetze­n, erklärte Vulcan-Vorstandsc­hef Bill Hilf in einer Mitteilung.

Der Krebs war vor einiger Zeit zurückgeke­hrt. Allen starb am Montag 65-jährig an den Folgen. Dies teilten seine Firma Vulcan und die Familie mit.

Gitarrenfa­n Paul Allen schätzte Jimi Hendrix Vision von einer besseren Welt

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BILD: SN/AP Microsoft-Mitbegründ­er Paul G. Allen (im Bild mit Bill Gates, links) ist 65-jährig gestorben.

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